Wir freuen uns, zu Beginn des neuen Monats Andreas Tausch als neues Vereinsmitglied von TaeKwonDo Özer begrüßen zu dürfen.
Andreas begann seine sportliche Laufbahn im Alter von sechs Jahren beim TSV 1865 Dachau und war dort schon bald sehr erfolgreich. Er holte sich im Laufe der Jahre unter der Ägide seiner Vereinstrainer Reinhard „Fluppi” Langer und Demirhan Aydin in allen Altersklassen (Kadetten, Jugend, Junioren und Senioren) Deutsche-Meister-Titel sowie regelmäßig Medaillen bei europäischen Ranglistenturnieren (in seinem letzten Kadetten- und in seinem letzten Jugend-Jahr fast ausschließlich goldene).
In der Jugend durfte er bei einer EM und einer WM im deutschen Nationalteam antreten, bei den Junioren bisher bei einer EM.
Auch in seinem ersten Jahr als Senior hat er mit Bronze in Paris 2016 trotz der Zusatzbelastung durch Abiturstress und Studienwahl bereits „einen Fuß in die Tür” gesetzt.
Der nächste Einsatz für das DTU-Team ist heute in einer Woche vorgesehen. Andreas wird dann bei der U21-Europameisterschaft in Bulgarien versuchen, sich seine erste EM-Medaille zu erkämpfen.
Bereits seit Oktober des vergangenen Jahres trainiert Andreas in unserem Verein, da er zu Beginn des Wintersemesters 2016/2017 ein Psychologie-Studium an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg aufgenommen hat – übrigens gemeinsam mit unserem Vereinsmitglied Anna-Lena Frömming.
Anna-Lena und Andreas zählen damit zu den wenigen Beispielen von Sportlern im deutschen Taekwondo-Nationalteam, die parallel zu ihrer Leistungssport-Karriere ernsthaft studieren wollen. Beide sind außergewöhnlich fleißig und wahre Trainings-„Monster”, sind aber ansonsten sehr verschieden und verfolgen konsequenterweise komplett unterschiedliche Ansätze beim Vereinbaren von Spitzensport und Studium. Anna-Lena steht bei ihrem Arbeitgeber der Sportfördergruppe der Bundeswehr in der Pflicht, während sich Andreas bewusst gegen diesen Weg entschieden hat, um dadurch deutlich unabhängiger und zeitlich flexibler zu sein. Anna-Lena, die ihr Abitur unter schwierigsten Umständen bestand (sie hatte einen Teil ihrer Prüfungen direkt nach der Rückkehr von der U21-EM 2013 in Moldawien, bei der sie sich die Bronze-Medaille gesichert hatte, abzulegen), hat deshalb ihren ursprünglichen Plan, ein Fernstudium an der FernUni Hagen zu absolvieren, bei dem sie sportlich wesentlich freier agieren konnte, aufgegeben. Sie musste feststellen, dass sie bei diesem Modell nicht verhindern konnte, dass sich das Studium zu sehr den Erfordernissen ihrer sportlichen Karriere unterordnete. Ihren Entschluss, zu einem Präsenzstudium zu wechseln, bezahlt sie mit einer extrem hohen zeitlichen und seelischen Belastung.
Als Top-Anwärterin auf die Teilnahme an den Olympischen Spielen von Tokio, steht sie unter dem immensen Druck, nicht „nur” immer wieder sportliche Höchstleistungen erbringen zu müssen, sondern sich auch noch permanent mit überzogenen Ansprüchen des Trainerstabes bezüglich ihrer Teilnahme an Lehrgangs- und Gemeinschaftstrainings-Maßnahmen konfrontiert zu sehen. Während andere Länder ihre studierenden Sportler in dieser Beziehung intensiv begleiten und unterstützen, macht die DTU nur wenig Zugeständnisse und erwartet, dass sie ihre Pflichten ebenso wie die nicht studierenden Mannschaftsmitglieder erfüllen sowie ihr Studium weitgehend selbstständig „nebenbei” meistern, statt stolz auf reale und funktionierende Beispiele für studierende Spitzensportler zu sein.
Andreas setzt daher (zumindest bisher) seine Prioritäten klar anders: Sein Schwerpunkt liegt eindeutig auf dem Studium. Als Spitzenschüler mit bayerischem Einser-Abitur ist er fest entschlossen, auch sein Studium mit hervorragenden Noten abzuschließen. Zu seinen Plänen passt, dass er als Neuling im Deutschen Senioren-Nationalteam weit weniger stark durch Turnierteilnahmen belastet ist. Dennoch hat er auch in sportlicher Hinsicht hohe Ziele und wird sie konsequent verfolgen. Trotz seines jungendlichen Alters ist Andreas sehr reif und selbstständig, hat genaue Vorstellungen, was für ihn richtig ist, und trifft selbstbewusst seine eigenen Entscheidungen.
Folgerichtig hat er seinen Heimatverein verlassen, der ausgezeichnete Nachwuchsarbeit leistet und im Kadetten- und Jugendbereich mit entsprechenden Erfolgen aufwarten kann, aber im Seniorenbereich zu dünn besetzt ist, um für einen ehrgeizigen Athleten wie Andreas angemessene Sparringspartner bieten zu können. Bei uns findet er optimale Voraussetzungen, um sich auf höchstem Niveau sportlich weiterentwickeln zu können, aber auch die Basis, die ihm Rückhalt bietet und es ihm erlaubt, seine Prioritäten nach seinen Vorstellungen zu setzen und bei Bedarf neu auszurichten.
Wir stehen als Verein hinter beiden Sportlern mit ihren individuellen Ausrichtungen sowie ihren unterschiedlichen Charakteren und werden beide auf ihrem jeweiligen Weg nach Kräften unterstützen.
(01.04.2017 Alfred Castaño)
(06.11.2021 Alfred Castaño: Bilder auf ausdrücklichen Wunsch des Abgebildeten entfernt)