II. Uluslararası Rûmî Çocuk Spor Oyunları
Vom 19. bis zum 24. April 2012 nahmen fünf Mitglieder von TaeKwonDo Özer als Teil eines zehnköpfigen Teams der BTU an einem Turnier in Konya aus Anlass des türkischen Unabhängigkeits- und Kindertages teil. Die in Zentral-Anatolien gelegene türkische Großstadt Konya hat knapp über eine Million Einwohner und ist die Hauptstadt der größten türkischen Provinz gleichen Namens.
Die Stadt ist in erster Linie für die tanzenden Derwische des Mevlevi-Ordens bekannt. Millionen Menschen, vor allem fromme muslimische Pilger, besuchen jährlich Konyas Wahrzeichen, das Mausoleum von Dschalal ad-Din, der auch Rûmî (ein Beiname auf Grund seiner Wirkungstätte Byzanz = Ost-Rom) oder Mevlana (persisch für „unser Meister“) genannt wird.
Mevlana war ein berühmter Gelehrter und Sufi. Sufis sind wie Derwische asketische, spirituell orientierte Mystiker, die versuchen, durch das Bekämpfen der niederen egoistischen Triebe zu einer möglichst intensiven Beziehung zu Gott zu finden.
Im Zentrum der Lehre Mevlanas stand die Liebe, die zu Harmonie und Toleranz führe. Wer lerne Gott zu lieben, erreiche wahre Erfüllung im Leben und werde dazu befähigt, seine Mitmenschen und alles von Gott geschaffene zu lieben. Er verfasste zahlreiche Bücher, überwiegend Poesie. Seine Werke werden zu den schönsten mystischen Versen, die jemals geschrieben wurden, gezählt. Konya, das früher bei den Griechen Ikonion und bei den Römern Iconium hieß, wird auch in der Bibel im Zusammenhang mit den Missionsreisen des Paulus in der Apostelgeschichte erwähnt.
Ebenso wie Mevlana ist in Konya der Begriff Selçuk allgegenwärtig, auf Straßenschildern und Namen von öffentlichen Gebäuden (z. B. der Selçuk-Universität) begegnet er einem immer wieder. Die Seldschuken waren eine türkische Fürsten-Dynastie, deren Reich sich in ihrer Blütezeit 1072–1092 über die heutige Türkei, Syrien, den Irak, den Iran und Teile der arabischen Halbinsel erstreckte. 1071 besiegte der Seldschuke Alp Arslan das byzantinische ost-römische Reich (Byzanz = Konstantinopel = Istanbul) und leitete damit die Besiedlung Anatoliens durch die Türken ein. Nach dem Zerfall des großseldschukischen Reichs entstand in Anatolien das Sultanat der Rum-Seldschuken mit der Hauptstadt Konya, das etwa 200 Jahre Bestand hatte.
Aus dem Fürstentum des Osman Bey im Nordwesten Anatoliens entstand danach eine neue türkische Großmacht, das Osmanische Reich, das mehrere Jahrhunderte überdauerte und erst mit der Niederlage im 1. Weltkrieg aufgelöst wurde. Nach dem türkischen Befreiungskrieg gegen die Besatzungsmächte wurde durch General Mustafa Kemal die Republik ausgerufen. Er wurde dann der erste Präsident der Türkei und erhielt später den Beinamen Atatürk („Vater der Türken“). Mit dem Ziel der Modernisierung des jungen Staates nach westlichem Vorbild setzte er innerhalb kurzer Zeit radikale Reformen durch, die von der strengen Trennung von Staat und Religion über die rechtliche Gleichstellung von Männern und Frauen bis zur Änderung von Rechtssprechung, Zeitrechnung, Messsystemen, Schrift und Namensrecht reichten. Atatürk, dessen Familie aus Konya stammte, wird in der ganzen Türkei bis heute sehr verehrt und begegnet einem in Konya z.B. auf Plakaten und Fahnen auf Schritt und Tritt.
Er war es auch, der den 23. April als Feiertag einführte, um der Eröffnung des ersten freien Parlaments am 23. April 1920 zu gedenken, und diesen Tag unter dem Motto „Çocuklarımız geleceğimizdir” (unsere Kinder sind unsere Zukunft) den Kindern widmete. Der „Ulusal Egemenlik ve Çocuk Bayramı“ (Feiertag der Nationalen Souveränität und des Kindes) soll zu einem friedvollen Zusammenleben aller Kinder in Brüderlichkeit, Liebe und Freundschaft beitragen. Alle Kinder, egal welcher Nationalität und Religion, sollen an diesem Tag zusammenkommen und miteinander feiern. Alljährlich werden deshalb Kindergruppen aus dem Ausland in die Türkei eingeladen, um an Straßenumzügen und Feierlichkeiten in Stadien teilzunehmen, die vom türkischen Rundfunk- und Fernsehsender TRT organisiert werden.
In Konya finden in diesem Zusammenhang seit 2011 die „Uluslararası Rûmî Çocuk Spor Oyunları“, die internationalen Rûmî Kinder Sport Spiele, statt. In diversen Sportstätten werden über die ganze Stadt verteilt an den beiden Tagen vor dem Feiertag Wettkämpfe in den Sportarten Karate, Taekwondo, Gewichtheben, Radrennen, rhythmische Sportgymnastik und Schach veranstaltet. In diesem Jahr erging eine Einladung der Türkischen Taekwondo Föderation (Türkiye Taekwondo Federasyonu) an die Deutsche Taekwondo Union (DTU), mit einer Mannschaft an den Taekwondo-Wettbewerben im Rahmen der Kindersportspiele in Konya teilzunehmen. Die DTU gab die Einladung an die Bayerische Taekwondo Union weiter. Da die türkische Seite alle Kosten für Anreise, Unterbringung und Verpflegung übernahm, konnte trotz der schon lange vorher festgelegten Verwendung des verfügbaren Jahresetats das Angebot angenommen werden. Zugelassen waren Kinder und Jugendliche bis zu 15 Jahren. Neben Deutschland wurden auch die Schweiz, Bosnien-Herzegowina, Aserbaidschan und Moldawien eingeladen. Natürlich beteiligte sich auch die Türkische Taekwondo Föderation mit einem Nationalteam und außerdem nahm eine Auswahl der gastgebenden Provinz Konya teil.
Um dem Turnier einen besonderen, festlichen Charakter zu geben, wurden alle Kämpfe auf einer Wettkampffläche ausgetragen und die Platzierten anschließend offiziell mit Medaillenumhängen auf dem Siegertreppchen geehrt. Deshalb konnten in der vorgesehenen Zeit von zwei Tagen nur insgesamt zehn ausgewählte Gewichtsklassen (fünf weibliche und fünf männliche) ohne Unterteilung nach Altersklassen ausgekämpft werden.
Das deutsche Team unter der Leitung der Landestrainer Bayern Özer Güleç und Nurettin Yilmaz konnte in fünf der zehn Gewichtsklassen den ersten Platz und in weiteren zwei den zweiten Platz belegen. Damit gewann es die Mannschaftswertung vor dem türkischen Nationalteam, das sich mit zweimal Gold, zweimal Silber und viermal Bronze begnügen musste. Das Konya-Team konnte eine goldene, zwei silberne und zwei bronzene Medaillen gewinnen. Auf den weiteren Plätzen folgten Bosnien-Herzegowina (1 x Gold, 1 x Silber, 5 x Bronze), die Schweiz (1 x Gold, 3 x Bronze), Aserbaidschan (2 x Silber, 3 x Bronze) und Moldawien (1 x Silber, 3 x Bronze).
Im deutschen Team konnten sich Ela Aydın (TSV 1865 Dachau), Hüseyin Alperen Canan (TKD-Club Donau-Lech-Iller), Rabia Yorulmaz, Kevin Rasch und Mehmet Akif Yorulmaz (alle drei TKD Özer) eine Goldmedaille sichern. Silber holten Ekaterina Derev und Yunus Emre Koca (beide TKD Özer).
Ela Aydın gewann problemlos ihre beiden Kämpfe gegen eine Vertreterin des Konya-Teams (10:4) und gegen eine Sportlerin aus dem türkischen Nationalteam (14:10).
Hüseyin Alperen Canan besiegte einen Sportler aus dem Konya-Team mit 12:0, dann einen Wettkämpfer aus Bosnien-Herzegowina mit 16:1 und erreichte locker das Finale, in dem er einen Moldawier mit 3:2 besiegen konnte.
Kevin Rasch war wieder einmal in Superform und lieferte seinen Gegnern sehr harte, dynamische und spannende Kämpfe. Den ersten gegen einen Türken aus dem Nationalteam gewann er mit 10:8 und den zweiten, gegen einen Aserbaidschaner mit 20:17.
Mehmet Akif Yorulmaz gewann seinen ersten Kampf gegen einen Moldawier locker vorzeitig mit 21:9. Sein zweiter Kampf war schwieriger für ihn, aber dank seiner Superform konnte er seinen Gegner aus dem türkischen Nationalteam mit 17:10 besiegen. Im Finale wartete der schwerste Gegner, er kam aus Aserbaidschan und lieferte Mehmet einen harten Kampf. Mehmet konnte sich aber dank seiner Klasse mit 8:5 durchsetzen.
Rabia Yorulmaz hatte ein Freilos, gewann dann überlegen mit 10:2 ihren ersten Kampf gegen eine Sportlerin aus Bosnien-Herzegowina, die zuvor ihre Konkurrentin aus dem türkischen Nationalteam aus dem Rennen geworfen hatte, und stand damit im Finale.
Ekaterina Derev, die von der für sie vorgesehenen Gewichtsklasse von 51 kg auf 59 kg wechseln musste, tat sich mit ihrer ersten Gegnerin aus dem Konya-Team schwer und musste nach dem Stand von 5:5 zum Golden Point antreten. Dort konnte sie endlich einen ihrer sonst sehr häufigen Kopftreffer anbringen und gewann mit 8:5.
Dies war auch der Endstand nach ihrem zweiten Kampf, dem Halbfinale, gegen ihre aserbaidschanische Gegnerin.
Das Finale zwischen Rabia und Kati wurde im gegenseitigen Einverständnis durch einen Münzwurf von Muammer Canbaz, dem Vertreter der Türkiye Taekwondo Federasyonu, der die Wettkämpfe organisierte, entschieden. Der Zufall war für Rabia und so gab es für Rabia Gold und für Kati Silber.
Yunus Emre Koca gewann gegen einen Türken aus dem Nationalteam mit 12:7 und gegen einen Moldawier mit 13:4. Im Finale unterlag er aber knapp einem Sportler aus Bosnien-Herzegowina mit 14:15.
Merve Talan vom KSC Leopard verlor leider gleich ihren ersten Kampf gegen eine Vertreterin des Konya-Teams mit 9:12.
Ebenso erging es Isabel Beckstein vom SV Nennslingen, die gegen die spätere Erstplatzierte aus Konya leider keine Chance hatte und sich ihr mit 1:15 geschlagen geben musste.
Auch Alex Rotenberger (TKD-Gemeinschaft Allgäu) konnte sich in seinem ersten Kampf gegen einen sehr starken Gegner aus dem türkischen Nationalteam nicht durchsetzen und verlor mit 6:20. Das Team und die Trainer wurden von den Vereinstrainern Demirhan Aydın und Yunus Gürel, die mit ihren Schützlingen Ela und Hüseyin angereist waren, tatkräftig unterstützt.
Alle Teams beteiligten sich auch am Rahmenprogramm anlässlich des Kindertages. Jede Mannschaft wurde zu allen Veranstaltungen per Bus transportiert und von einem persönlichen Betreuer, der die Sprache der Gäste perfekt beherrschte, begleitet.
Am ersten Tag fand eine feierliche Eröffnungszeremonie in einer großen Sporthalle statt, bei der die Nationalteams mit Fahne und Länderschild an den Zuschauern vorbeidefilierten.
Am Nachmittag standen mehrere Museumsbesuche auf dem Programm. Alle Museen waren in historischen Gebäuden mit wunderschönen Dekorationen und Mosaiken untergebracht und jedes für sich war faszinierend.
Besonders beeindruckend war die Mevlana-Gedenkstätte, ein großes parkartiges Gelände mit drei Bauten, dem prächtigen Mausoleum mit den Sarkophagen Mevlanas, seines Vaters und einiger seiner Schüler, einer Moschee und einem Museum über den Mevlana-Orden.
Ein Sultan der Seldschuken hat das Mausoleum in seinem Rosengarten anlegen und die Holzsärge, die mit goldenen Koransuren auf Brokatstoff verziert sind und als Meisterwerke seldschukischer Handwerkskunst gelten, anfertigen lassen.
Am zweiten Tag fand ein Abendessen auf Einladung des Bürgermeisters von Konya, Tahir Akyürek, in einem asiatisch gestalteten Park statt.
Dort wurden an insgesamt zwanzig Stationen Unmengen an verschiedenen gegrillten Fleischsorten, Gemüse, Salate, die typisch türkischen Süßigkeiten und Getränke kostenlos an die eingeladenen Kinder aus allen nur denkbaren Nationen verteilt. Eines von vielen Beispielen für die berühmte türkische Gastfreundlichkeit.
Am dritten Tag wurde vom Provinz-Gouverneur Aydın Nezih Doğan zu einem festlichen Abendessen im Garten seiner Residenz geladen.
Es gab Musik, Tanz und wie immer Berge von Essen, diesmal stand Döner satt auf dem Speisezettel.
Später erschien der Gouverneur persönlich, begleitet von Bodyguards, Fotografen und einem Kameramann, und stellte mit Hilfe einer Übersetzerin interessierte Fragen an Sportler und Coaches.
Zum Schluss wurden feierlich Pokale an alle Teams übergeben, die Kinder bekamen einen Rucksack und alle eine Geschenktüte mit Andenken.
Am vierten und letzten Tag, dem türkischen Unabhängigkeits- und Kindertag, wurde schließlich im Fußballstadion von Konya ein großes Fest mit Fernseh-Live-Übertragung veranstaltet, bei dem unter anderem auch alle an den Sportveranstaltungen beteiligten Teams auftraten.
Der Nachmittag des letzten Tages stand dann zum gemeinsamen Shoppen und Bummeln zur Verfügung.
Sowohl das Taekwondo-Turnier als auch die Veranstaltungen des Rahmenprogramms fanden reichlich Beachtung in der lokalen und nationalen Presse sowie im türkischen Fernsehen. Es erschienen Zeitungsberichte über das erfolgreiche deutsche Team, Fotos vom Team, von Ela Aydın und von Kevin Rasch wurden veröffentlicht und Merve Talan, Nurettin Yilmaz und Özer Güleç wurden interviewt. Die Gastgeber scheuten weder Kosten noch Aufwand, um für einen reibungslosen Ablauf des umfangreichen Programms bei so vielen beteiligten Teams in den verschiedenen Sportarten zu sorgen, und verdienen große Anerkennung für die perfekte Organisation.
Die Einbettung des Turniers in die Veranstaltungen zum Kindertag und die unübertroffene Gastfreundschaft Konyas machten den Aufenthalt in der Türkei zu einem sehr außergewöhnlichen und ganz besonderen Erlebnis. Die deutsche Mannschaft, die ausdrücklich von verschiedenen Seiten auch für ihr Auftreten gelobt wurde, ist bereits für das nächste Turnier im kommenden Jahr wieder eingeladen.
Fotoalbum 1. Tag auf der Facebook-Seite von TaeKwonDo Özer
Fotoalbum 2. Tag auf der Facebook-Seite von TaeKwonDo Özer
Fotoalbum 3. Tag auf der Facebook-Seite von TaeKwonDo Özer
Fotoalbum 4. Tag auf der Facebook-Seite von TaeKwonDo Özer
Fotoalbum 5. Tag auf der Facebook-Seite von TaeKwonDo Özer
Fotoalbum 6. Tag auf der Facebook-Seite von TaeKwonDo Özer
Presse Zeitungen: Bericht „Star”
Presse Zeitungen: Bericht „Merhaba”
II. Uluslararası Rûmî Çocuk Spor Oyunları in Konya, Türkei, am Samstag, 21.04.2012 und Sonntag, 22.04.2012: | ||
Ela Aydın (TSV 1865 Dachau) | w‑33 | 1. Platz |
Merve Talan (KSC Leopard) | w‑44 | - |
Isabel Beckstein (SV Nennslingen) | w‑47 | - |
Ekaterina Derev | w‑59 | 2. Platz |
Rabia Yorulmaz | w‑59 | 1. Platz |
Hüseyin Alperen Canan (TKD-Club Donau-Lech-Iller) | m‑33 | 1. Platz |
Yunus Koca | m‑37 | 2. Platz |
Kevin Rasch | m‑45 | 1. Platz |
Mehmet Yorulmaz | m‑57 | 1. Platz |
Alex Rotenberger (TKD-Gemeinschaft Allgäu) | m‑65 | - |
(06.05.2012 Alfred Castaño)