19. Internationales Kinderturnier Sindelfingen – 19th International Children’s Championships Sindelfingen
Am 01. und 02. Februar 2014 wurden die diesjährigen International Children’s Championships in Sindelfingen bei Stuttgart ausgetragen.
Wie bereits am Namen erkennbar, dürfen an diesem Traditionsturnier ausschließlich Kinder teilnehmen – wobei das maximale Alter auf 13 Jahre festgelegt wurde. Mit dem Ziel, das Turnier besonders kinderfreundlich zu machen, weichen die Veranstalter bei diversen Details von den üblichen Regelungen ab. So werden jeweils nur zwei statt drei Jahrgänge zu einer Altersklasse zusammengefasst (die übrigens nicht durch das Geburtsjahr, sondern durch das genaue Geburtsdatum voneinander abgegrenzt werden) und auch die Gewichtsklassen sind enger gefasst als sonst, um die Unterschiede zwischen den Kontrahenten möglichst gering zu halten.
Außerdem wird – mit Ausnahme der Finalkämpfe in der Leistungsklasse 1 (ab blauem Gürtel) – nur zwei Runden lang gekämpft. Und auch beim vorzeitigen Abbruch eines Kampfes aufgrund eines zu großen Punktevorsprungs wurden die bei Turnieren, die nach den Regeln der WTF ausgetragen werden, geltenden zwölf Punkte auf nur fünf Punkte verkürzt. Besonders diese letzte Anpassung stieß aber seit ihrer Einführung im vergangenen Jahr auf wenig Begeisterung bei den jungen Sportlern und ihren Trainern.
Eigentlich sollten damit die Kinder vor der Enttäuschung einer hohen Niederlage bewahrt werden, sie sahen sich aber vielmehr ihrer Chance beraubt, einen durchaus noch nicht vorentscheidenden Rückstand wieder aufzuholen. In diesem Jahr wurde diese in der Ausschreibung erneut angekündigte Verfahrensweise nach der während der Coachbesprechung geäußerten allgemeinen Ablehnung fallengelassen und der reguläre Zwölf-Punkte-Abstand wieder eingeführt.
Nicht gerade auf Familien zugeschnitten sind allerdings sowohl die außergewöhnlich hohen Startgebühren für die Wettkämpfer als auch die überteuerten Eintrittspreise für die Zuschauer. Und auch das mit 8 Uhr sehr früh angesetzte Ende der morgendlichen Waage stößt auf wenig Gegenliebe bei den jungen Sportlern.
Ebenfalls nicht sehr kinderfreundlich ist die anders als bei den meisten mehrtägigen Turnieren gehandhabte abwechselnde Verteilung der Gewichtsklassen auf die beiden Wettkampftage. Gerade bei kleineren Kindern kommt es nicht selten vor, dass es Schwierigkeiten mit dem Einhalten des angestrebten Kampfgewichtes gibt. Nicht nur die Kinder selbst sind unerfahren und kümmern sich nicht genug um ihr Gewicht, häufig gilt das auch für die Eltern. Muss die Gewichtsklasse dann gewechselt werden, sind die Kinder gezwungen, gleich zwei Klassen höher zu kämpfen, da die passende Gewichtsklasse nicht am selben Tag angeboten wird.
Auch in unserem überwiegend aus Wettkämpfern der Leistungsklasse 2 zusammengestellten Team gab es in diesem Zusammenhang einige Probleme.
Am ersten Tag hatte Ada sein einige Tage zuvor kontrolliertes Gewicht knapp überschritten und da er absolut nicht zwei Gewichtsklassen höher antreten wollte, fuhren seine Eltern gleich wieder mit ihm nach Hause.
Roja hatte ebenfalls nicht das Gewicht, bei dem sie eingetragen war. Bei ihr war der Fall aber etwas komplizierter. Sie hatte bei der Kontrolle 29 kg und wurde zuerst bei 30 kg und damit am zweiten Tag gemeldet. Da uns aber am ersten Wettkampftag, an dem fast doppelt so viele Sportler wie am zweiten Tag antreten sollten, nur ein Coach zur Verfügung stand, wurde besprochen, sie an diesem Tag kämpfen zu lassen, damit ihr Bruder als zusätzlicher Coach mitfahren konnte. Dazu wurde sie ein Kilogramm niedriger als bei der Kontrolle gemeldet, statt drei Kilogramm höher. Außerdem konnte sie so in einer anderen Klasse kämpfen als ihre Teamkameradin Leyla. Ihre Eltern gingen aber davon aus, dass sie höher gemeldet worden wäre, um nicht abnehmen zu müssen, selbst wenn es sich nur um ein Kilogramm handelte. Die am schwarzen Brett aushängende Meldeliste wurde wohl übersehen und so musste Roja vor Ort ihre Gewichtsklasse von –28 auf –32 kg wechseln.
Am zweiten Tag war dann noch Melanie vom Zwei-Gewichtsklassen-Wechsel betroffen.
Sie wollte eigentlich bei –35 kg kämpfen, musste aber mit ein wenig Übergewicht in der Gewichtsklasse –41 kg antreten, woran natürlich auch der unangebracht energische Protest ihrer Schwester beim baden-württembergischen Kampfrichterobmann Rudolf Krupka nichts ändern konnte.
Das größte Kinderturnier Europas wird traditionell im Sindelfinger Glaspalast ausgetragen. Die große, geräumige und helle Halle bietet den Zuschauern ungewöhnlich viel Patz und kaum eingeschränkte Bewegungsfreiheit.
Dieses Mal waren über 420 Kinder aus ca. 15 Nationen und fünf deutschen Landesverbänden gemeldet.
Im Vergleich zum Vorjahr ging damit sowohl die Gesamtzahl der Teilnehmer als auch die Anzahl der teilnehmenden Nationen zurück.
Besonders auffällig war aber die Abwesenheit einiger Vereine, die jahrelang Stammgäste in Sindelfingen waren. Dieser negative Trend drückte sich auch in der Stimmung der anwesenden Teams aus. Vor allem die Leistungen der Kampfrichter, die Nichtverwendung von elektronischen Westen und die hohen Startgebühren waren überall zu vernehmende Kritikpunkte. Allerdings sollen die Veranstalter bereits beschlossen haben, darauf zu reagieren und im kommenden Jahr sowohl elektronische Westen einzusetzen als auch die Startgebühren zu senken.
Natürlich war wieder der noch junge Kinder-Taekwondo-Verband world CTU vor allem optisch auf Bannern und als Hintergrund des als Fotomotiv beliebten Siegertreppchens vertreten. Von den durch die world CTU ausgetragenen Kinder-Weltmeisterschaften, genauer einem eventuellen diesjährigen Austragungsort oder ‑termin war allerdings nicht viel zu sehen oder zu hören.
Wie so oft mussten wir wegen eines gleichzeitig stattfindenden Bundeskaderlehrgangs auf unseren Chefcoach Özer Güleç verzichten.
Dilek hatte sich wieder an beiden Tagen als Kampfrichterin zur Verfügung gestellt.
Am Samstag hatten wir neun gemeldete Sportler. Murat coachte und Ramtin sowie Ramin halfen aus.
Die Kampflisten wurden von mir geführt, um das Vorbereiten der Sportler kümmerte sich Ingo, einige Eltern und Sportler halfen mit.
Neben Ada, der infolge des Gewichtsklassenproblems nicht antrat, hatten wir mit Jordan, der sich kurz vor dem Turnier die Hand gebrochen hatte, einen zweiten Ausfall.
Die geringe Teilnehmerzahl sowie die enger gefassten Alters- und Gewichtsklassen führten logischerweise dazu, dass den Wettkämpfern relativ wenige Gegner gegenüber standen. Kubilay und Benjamin hatten drei Kämpfe, Leyla stand direkt im Finale, alle anderen mussten zweimal antreten.
Kubilays erster Kampf verlief ungewohnt ereignislos und am Ende war Kubilay beim Stand von 0:1 ausgeschieden.
Auch bei Benjamin lief es nicht wie erwartet. Er wurde von seinem starken Gegner überrascht und hatte seinen Kampf noch bevor er richtig hineinfand bereits vorzeitig verloren.
Dolunay konnte seinen ersten Kampf vorzeitig gewinnen, das anschließende Finale verlor er dann knapp.
Chamutal lieferte sich in ihrem ersten Kampf mit ihrer Gegnerin aus Österreich einen heftigen Schlagabtausch, den die Punktrichter knapp mit 14:12 zu ihren Gunsten werteten. Anschließend klagte sie infolge eines Sturzes über Atem- und Kreislaufprobleme. Im Finale traf sie wieder einmal auf Marie Bosnjak, der sie chancenlos vorzeitig unterlag.
Anschließend musste sie sich bei den Sanitätern in Behandlung begeben, nach der Verabreichung von Sauerstoff und etwas Ruhe ging es ihr aber wieder besser.
Samira gewann ihren ersten Kampf vorzeitig und konnte auch das Finale klar für sich entscheiden.
Roja konnte erwartungsgemäß wieder überzeugen. Nachdem sie den ersten Kampf haushoch gewonnen hatte, stand ihr im Finale Leyla gegenüber.
Obwohl sie sich eigentlich vorgenommen hatte, ihre Mannschaftskameradin zu schonen, wollte sie zuerst einmal eine klare Führung herausarbeiten und es danach ruhiger angehen.
Sie eröffnete mit einem Naeryo Chagi direkt in Leylas Gesicht, worauf diese in Tränen ausbrach. Der Kampf wurde zunächst noch fortgesetzt, aber nach einem weiteren Kopftreffer und zusätzlichen Tränen brach der Kampfrichter ab.
Nach dem Kampf umarmten sich die beiden und waren wieder beste Freundinnen.
Am zweiten Tag waren weitere fünf unserer Sportler an der Reihe.
Den Job des Hauptcoaches hatte Vera inne, ich sprang bei Bedarf ein.
Chamutal führte die Kampflisten, beim Vorbereiten der Sportler halfen wieder alle mit und unterstützten Ingo.
Ali, Adam und Martin traten in der mit Abstand teilnehmerstärksten Alters- und Gewichtsklasse an (allein wir stellten ja schon drei Starter) und hatten somit vier Kämpfe. Emre hatte zwei Kämpfe, Melanie stand direkt im Finale.
Ali gewann seinen ersten Kampf vorzeitig, verlor aber den zweiten deutlich.
Auch Adam gewann seinen ersten Kampf vorzeitig, im zweiten schied er dann aber ebenfalls vorzeitig gegen Martin aus.
Martin gewann seine ersten beiden Kämpfe vorzeitig (den zweiten gegen Adam), dann unterlag er relativ klar seinem Halbfinalgegner.
Emre verhielt sich in seinem Halbfinale ungewöhnlich passiv und schied, nachdem er fast den ganzen Kampf verschlafen hatte, mit einer knappen Niederlage aus.
Für die Überraschung des Tages sorgte Melanie, die sich mutig ihrer deutlich schwereren, größeren und nicht gerade unerfahrenen Gegnerin Merisa Rastoder stellte und sich knapp mit 17:15 durchsetzen konnte.
Alle Sportler, die sich unter den ersten drei platzieren konnten, bekamen auf der Kampffläche eine Urkunde und außergewöhnlich aufwändig gestaltete Medaillen mit dem emaillierten world CTU-Logo überreicht.
Bei Gesprächen am Rande des Turniers stellten wir der Schweizerin Tatiana Miccoli einen Platz auf unserer Warteliste für die Dutch Open zur Verfügung, da sie wie so viele andere Sportler bei dem lange vor dem Erscheinen der Ausschreibung bereits überfüllten G2-Turnier nicht mehr gemeldet werden konnte. Wir hatten gleich zu Beginn sehr viele Sportler registriert und dann nach einigen Absagen und Ausfällen bei den entsprechenden Startplätzen interessierte Sportler anderer Vereine eingetragen. Außerdem vermittelten wir Tatianas Vater den Kontakt zum neapolitanischen Verein, über den Jordans Teilnahme an den italienischen Meisterschaften der Kadetten vorgesehen war, da sie auch die italienische Staatsbürgerschaft hat und ebenfalls daran interessiert war, dort anzutreten.
Am Samstag war das Turnier gegen 19 Uhr zu Ende, am Sonntag sogar schon um ca. 16 Uhr.
Die Mannschaftswertung gewann wieder ein zusammengesetztes Team. Dieses Mal hatten sich die beiden Nürnberger Vereine Taekwondo Elite und Taekwondo Team Leon mit vereinten Kräften gegen den TSV 1865 Dachau und den Landeskader Tirol durchgesetzt.
Wir gratulieren allen Medaillengewinnern und hoffen, dass es den Ausrichtern dieses traditionsreichen Turniers, bei dem die teilnehmenden jungen Sportler eine erste Gelegenheit haben, Wettkämpfe mit internationalem Flair zu bestreiten, gelingt, die diversen vorhandenen Probleme zu beheben und die Zukunft der Children’s Championships in eine positive Richtung zu lenken.
Fotoalbum vom 1. Tag auf der Facebook-Seite von TaeKwonDo Özer
Fotoalbum vom 2. Tag auf der Facebook-Seite von TaeKwonDo Özer
19. Internationales Kinderturnier Sindelfingen 2014 in Sindelfingen am Samstag, 01.02.2014 und Sonntag, 02.02.2014: | ||
Leyla Lian Gül | Jun C(8–9)w‑32 LK II | 2. Platz |
Roja Rezaie | Jun C(8–9)w‑32 LK II | 1. Platz |
Samira Danel | Jun C(8–9)w‑34 LK II | 1. Platz |
Nadine Michel (damals Taekwondo Team Leon) | Jun B(10–11)w‑35 LK II | 1. Platz |
Melanie Felix | Jun A(12–13)w‑41 | 1. Platz |
Chamutal Castaño | Jun A(12–13)w‑47 | 2. Platz |
Martin Felix | Jun C(8–9)m‑26 LK II | 3. Platz |
Ali Emre Kartoğlu | Jun C(8–9)m‑26 LK II | - |
Adam Piri | Jun C(8–9)m‑26 LK II | - |
Emre Tepe | Jun C(8–9)m‑30 | 3. Platz |
Ada Baydar | Jun C(8–9)m‑34 LK II | x |
Kubilay Yılmaz | Jun B(10–11)m‑33 | - |
Jordan Caputo | Jun B(10–11)m‑40 | x |
Dolunay Idrizoğlou | Jun A(12–13)m‑44 LK II | 2. Platz |
Benjamin Metzger | Jun A(12–13)m‑47 | - |
(12.03.2014 Alfred Castaño)