Gold für Selina, Bronze für Chamutal und Melanie
Die Belgian Open fanden 2014 zum 35. Mal statt. Da sich das frühere ETU-A-Class-Turnier nach der Abschaffung des A‑Class-Prädikats für den Wettkampfbereich überraschenderweise nicht um den G‑Status bemüht hatte, fehlten in diesem Jahr bei den Senioren, die als Konsequenz daraus keine Weltranglistenpunkte erhalten konnten, bis auf wenige Ausnahmen die internationalen Topathleten. Im Kadetten-Bereich blieb das Traditionsturnier dennoch sehr gut besetzt. Dies galt insbesondere für die deutschen Teilnehmer, da bei diesem Turnier DTU-Credits für die Kadetten-Weltmeisterschaft vergeben wurden.
Nachdem die Belgian Open 2011 vom beschaulichen Städtchen Herentals in die ostflandrische Provinzhauptstadt Gent verlegt worden waren, zogen sie 2014 wieder um, dieses Mal nach Lommel, das – ähnlich klein wie Herentals – nicht viel mehr zu bieten hat als einen modernen Sportkomplex und den in Europa größten deutschen Soldatenfriedhof aus dem zweiten Weltkrieg.
Die abgelegene wald- und seenreiche Umgebung von Lommel nutzen Center Parcs und ähnliche Anbieter um in großen Feriendorf-Anlagen Erholungsurlaub weitab vom Stress des Alltags aber in weniger als 100 km Entfernung von den Großstädten Antwerpen, Brüssel, Eindhoven und Maastricht anzubieten.
Insgesamt nahmen an den Belgian Open 2014 650 Wettkämpfer aus 30 Ländern teil, also halb so viele wie im Vorjahr. Deutschland stellte wieder das größte Kontingent mit 147 Sportlern. Kroatien war mit 101 Teilnehmern vertreten. Es folgten die Niederlande mit 75 und die Gastgeber aus Belgien mit 73 Athleten. Mit Ausnahme der Türkei waren alle europäischen Taekwondo-Nationen dabei. Sogar aus Übersee, genauer Australien, waren acht Teilnehmer angereist.
Die Bayerische Taekwondo Union (BTU) hatte ein 20-köpfiges Team zusammengestellt, darunter unsere Vereinsmitglieder Sebil, Chamutal, Selina und Benjamin. Für Taekwondo Özer waren außerdem noch Melanie, Rahaf, Kubilay, Jordan, Dolunay und Erol gemeldet. Nach Meldeschluss sagten aber Dolunay und Erol verletzungsbedingt ab.
Also fuhren wir in einem Siebensitzer-Mietwagen mit unseren vier BTU-Startern, Shayna Guerra von Taekwondo Black Tiger, die ebenfalls für das BTU-Team nominiert war, und unserem Chefcoach und BTU-Landestrainer Özer Güleç ins fast 600 km von Nürnberg entfernt gelegene Lommel, um uns dort bei der Waage am Freitagabend mit dem restlichen BTU-Team, dem zweiten BTU-Landestrainer Nurettin Yılmaz und BTU-Landessportkoordinator Marco Scheiterbauer zu treffen. Unsere vier anderen Sportler, die nicht für das BTU-Team nominiert worden waren und daher nicht während des gesamten Turniers vor Ort sein mussten, kämpften erst am Sonntag und konnten daher mit ihren Eltern am Samstag anreisen. Bei der Waage gab es keine Änderungen, allerdings erhielten wir die Nachricht, dass Rahaf leider nicht teilnehmen würde.
Nach der Waage fuhren wir zum Abendessen in die Center-Parcs-Anlage, in der die BTU einige Bungalows als Unterkunft für das Team gebucht hatte. Das Restaurant befand sich im zentralen Tropenzelt, umgeben von Palmen und Teichen mit exotischen Tieren. Das ausgefallene Ambiente konnte allerdings nicht für die katastrophale Küche entschädigen, die nach einhelliger Meinung die schlechteste Pasta aller Zeiten servierte.
Die Wettkämpfe wurden in einer großen modernen Halle, die außergewöhnlich viel Luft und Raum für Sportler und Zuschauer bot, auf acht Matten mit den elektronischen Westen von Daedo ausgetragen.
Pro Kampffläche stand lediglich ein Monitor zur Anzeige des Punktestandes zur Verfügung. Ein Bildschirm, auf dem die aktuellen Kampfnummern für alle Flächen mitverfolgt werden konnten, war nicht vorhanden.
Am ersten Wettkampftag waren Sebil und Chamutal an der Reihe. Beide hatten vier Kämpfe zugelost bekommen.
Sebil traf gleich in ihrem ersten Kampf auf ihre Dauerrivalin Iman Couvillers. Dieses Mal behielt die Französin die Oberhand und musste sich dann nur im Finale einer aserbaidschanischen Konkurrentin geschlagen geben.
Auch Chamutal stand im ersten Kampf eine alte Bekannte gegenüber: Die Tschechin Petra Stolbova, von der sie beim letzten Cretì Cup deutlich und bei den Dutch Open im Viertelfinale knapp aus dem Rennen geworfen worden war. Diesmal konnte Chamutal den Kampf mit 6:4 für sich entscheiden. Danach gewann sie noch ihr Viertelfinale gegen eine Belgierin, die zuvor Emilia Bothe, Chamutals Halbfinalgegnerin bei der diesjährigen deutschen Meisterschaft, besiegt hatte. Im Halbfinale musste sie sich dann einer starken Lettin geschlagen geben, konnte sich aber an ihrem Geburtstag über ihre erste Medaille bei einem internationalen Credits-Turnier freuen.
Weitere Medaillen für das BTU-Team holten am ersten Wettkampftag Anja Kißkalt, Vanessa Beckstein, Derya Schnabel, Eros Chiovetta (alle Bronze) und Sophia Karamangiolis (Gold).
Besonders kurios war dabei Sophias Durchmarsch an die Spitze: Eigentlich hatte sie drei Kämpfe zugeteilt bekommen, musste aber nur das Finale bestreiten, da ihre ersten beiden Gegnerinnen infolge der nicht vorhandenen zentralen Anzeige der laufenden oder anstehenden Kämpfe zu spät an der Kampffläche erschienen und daher disqualifiziert worden waren.
Dieses Mal beschloss das BTU-Team, das Abendessen nicht bei Center Parcs, sondern lieber in einem türkischen Restaurant einzunehmen – auch wenn dafür eine halbe Stunde Fahrt auf einsamen Landstraßen in Kauf genommen werden musste.
Am zweiten Tag traten unsere Vereinsmitglieder Selina und Benjamin für die BTU sowie Melanie, Kubilay und Jordan für Taekwondo Özer an.
Selina hatte nur einen Kampf zugelost bekommen, Melanie, Kubilay sowie Jordan je vier und Benjamin fünf.
Selinas Gegnerin, Giğdem Danışman aus Berlin, Dritte der letzten deutschen Meisterschaft, sollte eigentlich auch nur einen Kampf haben, musste aber plötzlich doch ein Halbfinale gegen eine irgendwie nachgemeldete Holländerin bestreiten. Erst nachdem sie diesen Kampf gewonnen hatte, konnte sie im Finale gegen Selina antreten. In der ersten Runde ging Giğdem klar in Führung, danach konnte Selina, die trotz des deutlichen Größenunterschieds nicht aufgab und mutig und beherzt vollen Einsatz brachte, drei harte Kopftreffer anbringen und entschied anschließend den Kampf doch noch relativ eindeutig für sich.
Benjamin konnte zwei Kämpfe gewinnen, verlor aber sein Viertelfinale knapp gegen einen Belgier, der danach Zweiter wurde.
Melanie gewann ebenfalls zwei Kämpfe, den zweiten, ihr Viertelfinale, gegen Isabella Killisperger von der Augsburger Kampfkunst-Schule Klötzel. Das Halbfinale verlor sie zwar wieder einmal gegen ihre Dauergegnerin Yasmine Rehani aus Frankreich, konnte aber ihre erste Medaille bei einem internationalen Credits-Turnier verzeichnen.
Kubilay verlor seinen ersten Kampf gegen den Engländer Amrou Greenidge, der später Silber holte.
Jordan gewann seinen ersten Kampf gegen einen Norweger durch Kampfrichterentscheid, danach verlor er sein Viertelfinale gegen Hüseyin Alperen Canan von der Günzburger Sportschule Gürel, der für das BTU-Team kämpfte.
Weitere BTU-Medaillen zusätzlich zu Selinas Gold steuerten Shayna Guerra und Hüseyin Alperen Canan (Bronze) sowie Stefanie Grünauer und Furkan Tutuğ (Silber) bei.
Zusätzliche bayerische Sportler erkämpften sich außerdem 1 x Gold (Julia Körndl, kampflos), 2 x Silber (Lorena Brandl und Burak Dinç) und 2 x Bronze (Isabel Beckstein und Vanessa Killisperger).
Weitere Sportler aus Deutschland konnten sich noch 9 x Gold, 10 x Silber und 12 x Bronze holen.
Die Mannschaftswertung gewann mit lediglich zehn Sportlern der kroatische Verein TKD Osvit, der 5 Gold- und 1 Silbermedaille verbuchen konnte. Den zweiten Platz belegte der NWTU-Landeskader, der 23 Teilnehmer stellte und 4 Gold‑, 2 Silber- und 3 Bronzemedaillen holte. Auf Platz drei folgten die acht Sportler des kroatischen Nationalteams mit 3 Gold‑, 3 Silber- und 2 Bronzemedaillen. Das größte und das zweitgrößte Team, Taekwondo Savez Zagrebačke Županije aus Kroatien mit 31 und die Aserbaidschanische Nationalmannschaft mit 27 Teilnehmern, teilten sich den vierten Platz.
Das BTU-Team belegte mit 2 Gold‑, 2 Silber- und 7 Bronzemedaillen Platz 6.
Herzlichen Glückwunsch an unsere drei Medaillengewinner, ganz besonders an Selina!
Fotoalbum von der Anreise auf der Facebook-Seite von TaeKwonDo Özer
Fotoalbum vom 1. Wettkampftag auf der Facebook-Seite von TaeKwonDo Özer
Fotoalbum vom 2. Wettkampftag auf der Facebook-Seite von TaeKwonDo Özer
Belgian Open 2014 in Lommel, Belgien, am Samstag, 05.04.2014 und Sonntag, 06.04.2014: | ||
Shayna Guerra (damals Taekwondo Black Tiger) | JBw-29 | 3. Platz |
Melanie Felix | JBw-37 | 3. Platz |
Sebil Kaya | JBw-41 | - |
Chamutal Castaño | JBw-47 | 3. Platz |
Selina Öztürk | JBw-59 | 1. Platz |
Rahaf Saqr | JAw-42 | x |
Kubilay Yılmaz | JBm-33 | - |
Jordan Caputo | JBm-41 | - |
Dolunay Idrizoğlou | JBm-41 | x |
Benjamin Metzger | JBm-49 | - |
Erol Yorulmaz | H‑74 | x |
(05.01.2015 Alfred Castaño)