Gold für Rahaf, Rabia und Daniel, Silber für Kevin, Bronze für Sebil und Sümeyye
An den 41. Dutch Open, die vom 15. bis 16. März 2014 im südniederländischen Eindhoven ausgetragen wurden, nahmen 1211 Sportler aus 59 Nationen teil.
Das sowohl in sportlicher als auch in organisatorischer Hinsicht einen sehr guten Ruf genießende Traditions-Turnier hatte sich nach der Abschaffung des A‑Class-Prädikats für den Wettkampfbereich selbstverständlich um den G‑Status bemüht und erhielt für das Jahr 2014 als einziges Turnier in Europa sogar die G2-Einstufung. Somit konnten die dort platzierten Sportler im Vergleich zu einem G1-Turnier die doppelte Anzahl von Punkten für die Weltrangliste erkämpfen.
Wie bei den Dutch Open üblich stellte Deutschland die meisten Teilnehmer, in diesem Jahr etwa 160.
Allerdings schickten weder die Deutsche noch die Bayerische Taekwondo Union ein Team. Aus dem Gastgeberland, den Niederlanden, traten ungefähr 100 Sportler an. Die drittgrößte Fraktion kam mit ca. 80 Athleten aus Großbritannien.
Russland und Kroatien waren mit etwa 60 Teilnehmern vor Ort und auch aus Frankreich, der Türkei, Belgien, Italien und Serbien waren jeweils fast 50 Sportler angereist. Länder wie Dänemark, Polen, Norwegen, Spanien, Schweden und Israel waren ebenfalls noch mit mehr als 20 Wettkämpfern vertreten. Außerdem hatten sich auch einzelne Sportler aus afrikanischen, asiatischen und südamerikanischen Ländern auf die weite Reise nach Mitteleuropa gemacht.
Eindhoven ist als Stammsitz des Elektronikunternehmens Philips in erster Linie ein Technologiezentrum, auch wenn die mit nur etwa 210.000 Einwohnern fünftgrößte Stadt der Niederlande international vor allem wegen seines erfolgreichen Fußballvereins bekannt ist.
Taekwondo Özer hatte bei den Dutch Open 2014 insgesamt 25 Sportler aus allen Alterskategorien gemeldet. Die für unseren kleinen Verein bei einem internationalen Topturnier ungewöhnlich hohe Teilnehmerzahl setzte sich aus 15 unserer eigenen Mitglieder und zehn Gästen aus sechs anderen Vereinen zusammen.
Da die europäischen G‑Turniere seit Beginn des Jahres durch den Run auf die Weltranglistenpunkte stark überlaufen waren, bestand bei jedem dieser Turniere die Gefahr, dass das Anmeldeverfahren vor dem offiziellen Meldeschluss wegen Erreichen des Teilnehmer-Limits vorzeitig geschlossen würde.
Die Dutch Open setzten in dieser Beziehung einen neuen unerfreulichen Maßstab, da die maximale Teilnehmerzahl sogar bereits vor dem Erscheinen der Ausschreibung erreicht war. Viele Vereine konnten daher ihre Sportler nicht mehr anmelden.
Um diese Gefahr zu vermeiden, hatten wir frühzeitig alle unsere potenziellen Teilnehmer gemeldet, da nach Erreichen der maximalen Teilnehmerzahl zwar keine neuen Sportler mehr eingetragen werden können, aber die bereits eingegebenen bis zum offiziellen Meldeschluss sowohl gestrichen als auch bezüglich aller Angaben wie Name, Alters- und Gewichtsklasse abgeändert werden können. Erfahrungsgemäß gibt es bei uns relativ viele Änderungen in der Schlussphase vor einem Turnier, daher entstand aus persönlichen Gesprächen zu diesem Thema („Seid ihr in Holland? Wir wollten auch teilnehmen, können aber nicht mehr melden!”) eine Warteliste mit Interessenten, denen wir bei Ausfall eines unserer Sportler unseren Startplatz zur Verfügung stellten.
So bildete sich schließlich eine bunte Truppe mit diversen Sportlern aus befreundeten Vereinen.
Den Anfang machte Isabel Beckstein vom SV Nennslingen.
Dazu gesellten sich Vanessa Killisperger Cuevas von der Kampfkunst-Schule Klötzel in Augsburg, Tamara Nothaft vom KSC Leopard, Shayna Guerra und Aybike Türen von Taekwondo Black Tiger sowie mit Lisa-Marie Rüppel, Miguel Floder, Frank Rüppel und Alex Rotenberger vier Sportler der TG Allgäu.
Ganz am Schluss kam noch die Schweizerin Tatiana Miccoli dazu, der wir anlässlich eines Gesprächs mit ihrem Vater am Rande des Sindelfinger Kinderturniers neben der Teilnahme an den Dutch Open auch den Start bei den italienischen Meisterschaften der Kadetten vermittelt hatten.
Außerdem hatten wir mit dem bulgarischen Nationalkämpfer Stanislav Staykov einen weiteren Gast in unserer Reisegruppe. Stanislav war kurz zuvor nach Nürnberg gekommen, da er sich dazu entschlossen hatte, sich nach der Schule erst mal auf den Taekwondo-Sport zu konzentrieren und bei Taekwondo Özer an der Verbesserung seiner Wettkampf-Qualitäten zu arbeiten.
Und mit Veras Schützling aus ihrem tschechischen Heimatverein, Michaela „Míša” Kubíková, hatten wir noch einen zusätzlichen Gast – nicht im Team aber für die Fahrt und die Übernachtung.
Andererseits hatten wir mit Rahaf Saqr auch ein Teammitglied, das ohne Übernachtung direkt zu den Wettkämpfen anreisen konnte, da die Familie nach ihrem Umzug nun weniger als zwei Stunden von Eindhoven entfernt wohnt.
Neben unseren sechs Stammmitgliedern im Nationalkader, Sümeyye, Anna-Lena, Rabia,
Katharina, Daniel und Tahir, die sich selbstverständlich die Chance auf 20 Weltranglistenpunkt für einen Sieg bei diesem G2-Turnier nicht entgehen lassen wollten, waren mit Burçin, Tayfun, Hasan und Erol weitere vier Senioren, außerdem unsere um Credits für die Weltmeisterschaft Ende Juli kämpfenden fünf Kadetten Melanie, Sebil, Chamutal, Selina und Benjamin sowie drei unserer Sportler in der Jugend A, Rahaf, Kevin und Malik, gemeldet.
Leider mussten wir auf unseren Chefcoach Özer Güleç sowie unsere Vereinsmitglieder Ekaterina Derev, Yunus Koca und Mehmet Yorulmaz verzichten, die während der Dutch Open mit dem Jugend-Nationalkader nach Taiwan flogen, um dort nach einigen Akklimatisierungstagen am Qualifikationsturnier für die Olympischen Jugend-Spiele und anschließend an der Jugend-Weltmeisterschaft teilzunehmen.
Auch dieses Mal hatten wir wieder einige Verletzte. Bereits im Vorfeld hatte Tahir seine Meldung zurückgezogen, da seine Handverletzung von den Trelleborg Open immer noch nicht ausreichend ausgeheilt war. Als nächstes fiel Erol wegen einer Bänderzerrung am Knie aus. Mit dieser Änderung war die Warteliste schließlich komplett abgearbeitet. Direkt vor dem Turnier musste aber auch noch Katharina absagen, da ihr die Bänderdehnung, die sie sich am nicht operierten Knie vier Wochen zuvor bei der Deutschen Meisterschaft zugezogen hatte, noch zu große Probleme machte.
Mit mehreren Autos und einem gemieteten Neunsitzer-Kleinbus machte sich die Gruppe am Freitagmorgen unter anderem aus Nürnberg, Friedrichshafen und der Schweiz auf den Weg nach Eindhoven.
Wie üblich gab es bei der Waage und beim Turnier einiges an Änderungen und Durcheinander. Manches davon war selbst verursacht (Gewichtsklassenwechsel bei Selina; die Nummer von Stanislavs bulgarischer GAL-Karte war dem bulgarischen Verband, der ihn gemeldet hatte, unbekannt; einige Sportler verloren ihre GAL-Karte, andere ihre Registrierkarte), aber erstaunlich vieles war vom Veranstalter zu verantworten. Trotz des Rufes als sehr gut organisiertes Turnier boten die diesjährigen Dutch Open ein gehöriges Maß an Chaos.
Neben ärgerlichen Kleinigkeiten wie der viel zu frühen Frist für die Bezahlung der Startgebühren (01. Februar), Fotos für die Registrierkarten, die teilweise von der Meldung im Internet verwendet wurden, aber teilweise auch gegen eine Gebühr von 10 Euro vor Ort nachgemacht werden mussten, war wohl am ersten Turniertag das WTF-Ranking für das Setzen nicht korrekt berücksichtigt worden, wodurch am Morgen alle Poollisten neu erstellt werden mussten.
Für so manchen Sportler, der auf den spät nach Mitternacht veröffentlichten Listen eine hohe Kampfnummer, in den neuen Listen aber eine niedrige zugelost bekommen hatte, hieß dies überstürzt aus dem Bett in die Wettkampfhalle hetzen.
Als ob das nicht schon schlimm genug gewesen wäre, wurde die Verteilung der neuen Listen unglaublich dilettantisch durchgeführt.
Mehrere Offizielle hielten Stapel von Ausdrucken im Arm und riefen die Namen der Teams aus. Nicht nur dass sich schnell große Menschentrauben um sie herum bildeten, wodurch es sehr schwer wurde, die Teamnamen zu verstehen und sich zu den Listen durchzukämpfen, es stellte sich auch noch heraus, dass die Wettkämpfer eines Vereins nicht auf einer Liste zusammengefasst, sondern auf mehrere Listen verteilt waren, die auch noch von verschiedenen Offiziellen ausgegeben wurden. Somit verzögerte sich der Beginn der Wettkämpfe um ganze eineinhalb Stunden.
Die schlimmsten Folgen für uns hatte aber ein Durcheinander bei der Waage. Rabia, die mit Sümeyye und Daniel vor den anderen Teammitgliedern angereist war, teilte uns telefonisch mit, sie glaube verstanden zu haben, dass sie ihr Gewicht von ‑62 kg auf ‑67 kg wechseln müsse.
Als dann aber spät nachts die Poollisten für den ersten Tag, an dem die Wettkämpfe der Gewichtsklasse ‑67 kg angesetzt waren, veröffentlicht wurden, war Rabias Name nicht darauf enthalten. Der Versuch am wegen des Poollistenfehlers ohnehin chaotischen Morgen des ersten Wettkampftages bei der Wettkampfleitung den Sachverhalt zu klären, blieb zunächst erfolglos, schließlich erhielten wir aber die Aussage, dass sie auf der Starterliste für den zweiten Tag, also bei der Gewichtsklasse ‑62 kg, stehe. Der zweite Wettkampftag begann dann wieder am Tisch der Wettkampfleitung mit der Frage „How did Rabia manage to get on the list for 62 kg?” – offenbar als Folge eines Protests eines anderen Teams. Da Rabia aber selbstverständlich nichts manipuliert hatte und die anschließende Überprüfung ihrer Registrierkarte ergab, dass diese in Ordnung war, erhielten wir beim nächsten Ruf zum Tisch der Turnierleitung die Aussage „She can compete”. Im Nachgang führte aber eine Klage der Französischen Taekwondo Föderation mit der Begründung, dass es Augenzeugen gebe, die gesehen hätten, dass Rabias Gewicht bei der Waage die 62 kg überschritten habe, zu einer Untersuchung durch den Weltverband WTF. Deren Ergebnis könnte die Aberkennung von Rabias hart erkämpften 20 Weltranglistenpunkten sein, obwohl sie unschuldig an einem eventuellen Fehler bei der Waage wäre.
Die moderne, sehr geräumige Halle des Indoor-Sportcentrums Eindhoven bot trotz der zwölf Wettkampfflächen noch äußerst viel Platz für Sportler, Coaches und Zuschauer.
Wie bei allen internationalen Turnieren in den letzten Monaten wurden die elektronischen Westen von Daedo eingesetzt.
Das Coachen, für das inzwischen bei vielen Turnieren GOL-Karten, das Pendant für Offizielle zu den GAL-Karten der Athleten, verlangt werden, übernahmen Tahir, Vera und Tayfun sowie am zweiten Tag auch Daniel.
Soweit möglich wurden unsere Sportlerinnen aus dem Nationalkader vom Damen-Bundestrainer Carlos Esteves gecoacht, der allerdings nicht in offizieller Funktion anwesend war.
Unsere Teamgäste hatten ihre Heimtrainer als Coaches dabei.
Am ersten Tag kämpften fünf unserer Vereinsmitglieder: Melanie, Anna-Lena, Benjamin, Malik und Daniel.
Daniel konnte sich mit sechs Siegen im 80-köpfigen Starterfeld der Gewichtsklasse mit den meisten Teilnehmern – darunter solch illustre Namen wie Servet Tazegül, Mohammad Bagheri Motamed und Mark Lopez – durchsetzen und holte somit hochverdient Gold sowie 20 der heiß begehrten Weltranglistenpunkte.
Anna-Lena, Benjamin und Malik schieden ohne Medaille im Viertelfinale aus, Melanie bereits im Achtelfinale. Anna-Lena hatte zuvor zwei Kämpfe gewonnen und Malik einen, während Benjamin und Melanie ohne Sieg blieben.
Anna-Lena sicherte sich mit dem Erreichen des Viertelfinales dank des G2-Status des Turniers 4,32 Weltranglistenpunkte.
Außerdem traten acht unserer zehn Gast-Sportler an: Shayna, Aybike, Tatiana, Isabel, Vanessa, Miguel, Frank und Alex.
Tatiana sicherte sich mit vier Siegen Gold, Miguel war dreimal erfolgreich und holte Silber.
Shayna und Isabel gewannen je einen Kampf und bekamen Bronze.
Vanessa schied ohne Sieg im Viertelfinale aus, Aybike, Frank und Alex bereits früher, wobei nur Frank einen Kampf gewinnen konnte.
Am zweiten Wettkampftag waren die restlichen zehn unserer Vereinsmitglieder, Sebil, Chamutal, Selina, Rahaf, Sümeyye, Burçin, Rabia, Kevin, Hasan und Tayfun an der Reihe.
Außerdem kämpften mit Lisa-Marie und Tamara noch zwei unserer zehn Gast-Sportler.
Rahaf holte mit drei, Rabia mit fünf Siegen Gold.
Kevin gewann drei Kämpfe und die Silber-Medaille, da er verletzt nicht mehr zum Finale angetreten war.
Sebil sicherte sich mit zwei sowie Sümeyye mit drei gewonnen Kämpfen Bronze.
Rabia erkämpfte sich damit also ebenso wie ihr Schwager Daniel am Vortag 20 Weltranglistenpunkte, Sümeyye erhielt für ihren dritten Platz 7,2.
Chamutal und Selina schieden ohne Sieg im Viertelfinale aus, die anderen drei unserer Vereinsmitglieder sowie unsere zwei Gast-Sportler bereits früher. Burçin und Tayfun hatten je einen Kampf gewonnen, Hasan blieb ohne Sieg.
Die Mannschaftswertung gewann überlegen das französische Nationalteam, dessen 36 Teilnehmer sieben Gold‑, drei Silber und acht Bronzemedaillen erkämpften. Vor allem die weiblichen Kadetten dominierten das Turnier und holten fünfmal Gold.
Die 25 im erweiterten Team von Taekwondo Özer angetretenen Sportler konnten sich mit viermal Gold, zweimal Silber und viermal Bronze hinter der eineinhalbmal so großen französischen Nationalmannschaft und den mehr als doppelt so großen Mannschaften Serbiens und der NWTU, die ebenfalls jeweils vier Goldmedaillen holen konnten, auf Platz vier positionieren.
Herzlichen Glückwunsch an alle Medaillengewinner, ganz besonders an Rahaf, Rabia und Daniel!
Fotoalbum vom 1. Tag (Anreise und Waage) auf der Facebook-Seite von TaeKwonDo Özer
Fotoalbum vom 2. Tag (1. Wettkampftag) auf der Facebook-Seite von TaeKwonDo Özer
Fotoalbum vom 3. Tag (2. Wettkampftag) auf der Facebook-Seite von TaeKwonDo Özer
Dutch Open 2014 in Eindhoven, Niederlande, am Samstag, 15.03.2014 und Sonntag, 16.03.2014: | ||
Shayna Guerra (damals Taekwondo Black Tiger) | JBw-29 | 3. Platz |
Melanie Felix | JBw-37 | - |
Sebil Kaya | JBw-41 | 3. Platz |
Chamutal Castaño | JBw-47 | - |
Selina Öztürk | JBw-59 | - |
Rahaf Saqr | JAw-42 | 1. Platz |
Sümeyye Manz | D‑46 | 3. Platz |
Burçin Kayhan | D‑53 | - |
Anna-Lena Frömming | D‑57 | - |
Rabia Güleç | D‑62 | 1. Platz |
Benjamin Metzger | JBm-49 | - |
Kevin Rasch | JAm-48 | 2. Platz |
Malik Güleç | JAm-59 | - |
Hasan Koca | H‑63 | - |
Stanislav Staykov (damals Cho Elite – BUL) | H‑63 | - |
Tayfun Yılmazer | H‑63 | - |
Daniel Manz | H‑68 | 1. Platz |
(26.10.2014 Alfred Castaño)