Open de Anda­lucía 2013 in Cór­do­ba

Open de Andalucía 2013 in Córdoba

Die Open de Anda­lucía, die offe­nen anda­lu­si­schen Meis­ter­schaf­ten, fan­den am 14. Dezem­ber 2013 zum fünf­ten Mal statt. In den Anfangs­jah­ren wur­den sie in der anda­lu­si­schen Haupt­stadt Sevil­la aus­ge­tra­gen, 2011 wech­sel­ten sie dann nach Cór­do­ba.

Córdoba
Cór­do­ba
Fotos: Wiki­pe­dia

Flä­chen­mä­ßig etwas klei­ner als das spa­ni­sche Kern­land Kas­ti­li­en-León, ist Anda­lu­si­en die bevöl­ke­rungs­reichs­te der 17 spa­ni­schen Regio­nen. Mit Sevil­la und Mála­ga lie­gen gleich zwei der zehn größ­ten Städ­te Spa­ni­ens in der süd­lichs­ten Regi­on des Lan­des. Im Ver­gleich zu Bay­ern ist Anda­lu­si­en zwar 25 % grö­ßer, Bay­ern hat aber 50 % mehr Ein­woh­ner. Übli­cher­wei­se neh­men etwa 500 Sport­ler aus ganz Spa­ni­en an den Open de Anda­lucía teil. Auch die spa­ni­sche Natio­nal­mann­schaft tritt an, eben­so wie die Anda­lu­si­sche Aus­wahl und eini­ge Ver­ei­ne aus dem Nach­bar­land Por­tu­gal. Außer­dem betei­lig­ten sich in der Ver­gan­gen­heit ein­ge­la­de­ne Teams aus Korea und Deutsch­land. Die Anda­lu­si­sche Tae­kwon­do Föde­ra­ti­on unter­hält seit Jah­ren gute Bezie­hun­gen nach Nord­rhein-West­fa­len, da ihr tech­ni­scher Direk­tor Manu­el Hidal­go Rue­da als Gasta­bei­ter­kind im Ruhr­pott auf­ge­wach­sen ist und lan­ge Zeit als Tae­kwon­do-Wett­kämp­fer in der NWTU aktiv war. In die­sem Jahr redu­zier­te sich die Anzahl der Teil­neh­mer auf 308. Der Grund dafür waren die eine Woche spä­ter statt­fin­den­den spa­ni­schen Ver­eins­meis­ter­schaf­ten, die dort einen sehr hohen Stel­len­wert genie­ßen und des­halb Prio­ri­tät bei den Vor­be­rei­tungs­maß­nah­men der Clubs hat­ten.

Hasan Ahmed Koca bei den Open de Andalucía 2013

Die dies­jäh­ri­ge Teil­nah­me eines Teams von Tae­kwon­do Özer ergab sich aus einem ers­ten Kon­takt mit Manu­el Hidal­go im Vor­feld der Spa­nish Open, der dann bei einem Gespräch wäh­rend des A‑Class-Tur­niers ver­tieft wur­de. Auf­grund gemein­sa­mer Wert- und Ziel­vor­stel­lun­gen beschlos­sen wir, in Ver­bin­dung zu blei­ben und Mög­lich­kei­ten der Zusam­men­ar­beit aus­zu­lo­ten. Dar­aus ergab sich eine ers­te Ein­la­dung zur Teil­nah­me an den Open de Madrid, einem renom­mier­ten Tur­nier mit inter­na­tio­na­ler Betei­li­gung unter der Schirm­herr­schaft des korea­ni­schen Bot­schaf­ters in Spa­ni­en. Lei­der fan­den die­se zeit­gleich mit den Aus­tri­an Open statt, an denen wir uns wie immer mit einem gro­ßen Team aus Kadet­ten, Jugend und Senio­ren betei­lig­ten, und so konn­ten wir der Ein­la­dung nicht fol­gen.

Als Nächs­tes wur­den die offe­nen anda­lu­si­schen Meis­ter­schaf­ten als Rah­men für das wei­te­re gegen­sei­ti­ge Ken­nen­ler­nen und die Bespre­chung mög­li­cher gemein­sa­mer Pro­jek­te aus­ge­wählt. Die Anda­lu­si­sche Tae­kwon­do Föde­ra­ti­on lud uns ein, mit einem Team von sechs Sport­lern und zwei Betreu­ern nach Cór­do­ba zu rei­sen. Unter­kunft, Essen und Trans­port vor Ort wur­den uns gestellt, nur die Rei­se muss­ten wir selbst finan­zie­ren. Lei­der gab es auch hier­bei eine Ter­min­kol­li­si­on, zuerst mit den French Open und dann nach einer Vor­ver­le­gung des Tur­niers mit der Pre­mie­re der neu geschaf­fe­nen WTF World Grand Prix Serie, so dass wir zuerst absa­gen muss­ten. Sowohl unser Chef­coach Özer Güleç als auch unse­re Senio­ren waren an die­sem Wochen­en­de in Man­ches­ter, eben­so wie Katha­ri­na, die wegen ihres Kreuz­band­ris­ses lei­der noch nicht selbst antre­ten konn­te, und Tay­fun. Bei­de woll­ten ihre Mann­schafts­kol­le­gen als Zuschau­er unter­stüt­zen.

Innenhof der Mezquita-Catedral von Córdoba

Da uns der Aus­tausch mit Spa­ni­en aber sehr am Her­zen liegt, beschlos­sen wir, mit Anna-Lena als Coach und einem Kadet­ten- und Jugend-Team anzu­tre­ten. Nur Hasan kämpf­te in der Senio­ren-Kate­go­rie. Er konn­te sich wegen einer gera­de aus­ku­rier­ten Hand­ver­let­zung zwar nicht rich­tig vor­be­rei­ten, war aber trotz­dem bereit, sein Bes­tes zu geben. Mit Sebil, die lei­der ihre Zehen­ver­let­zung, die sie sich vor den Croa­tia Open zuge­zo­gen hat­te, auch noch nicht ganz aus­ge­heilt hat­te, befan­den sich zwei Euro­pa­meis­ter in unse­rem klei­nen Team. Da Kati, die eigent­lich als drit­te weib­li­che Sport­le­rin vor­ge­se­hen war, aus schu­li­schen Grün­den aus­fiel, nah­men wir Vanes­sa Kil­li­sper­ger Cue­vas von der Kampf­kunst-Schu­le Klöt­zel in Augs­burg mit. Vanes­sa, die neben Talent, Dis­zi­plin und Ehr­geiz auch eine sehr gute Aus­bil­dung durch ihren Trai­ner Hein­rich Klöt­zel mit­bringt, tritt nor­ma­ler­wei­se für den Ver­eins­ver­bund Donau-Lech-Iller an, war aber bei inter­na­tio­na­len Tur­nie­ren gele­gent­lich schon Gast in unse­rem Team.

Team von Taekwondo Özer für die Open de Andalucía 2013

Wir konn­ten extrem güns­ti­ge Flü­ge von Mün­chen nach Mála­ga fin­den, muss­ten dazu am Frei­tag­abend aber erst ein­mal den, wie sich her­aus­stell­te, beschwer­lichs­ten Teil der Rei­se im völ­lig über­füll­ten Zug nach Mün­chen hin­ter uns brin­gen.

Abhiolung am Flughafen Málaga

Am Flug­ha­fen Mála­ga, wo wir mit ca. 50 Minu­ten Ver­spä­tung gegen 1 Uhr nachts anka­men, wur­den wir von Manu­el abge­holt und per Neun­sit­zer-Klein­bus ins etwa 160 km ent­fern­te Cór­do­ba gefah­ren.

Frühstück in Córdoba

Am nächs­ten Mor­gen ging es um 9 Uhr zur Waa­ge. Auch bei leich­tem Über­ge­wicht muss­ten die betref­fen­den Sport­ler eini­ge Run­den lau­fen gehen. Erst nach­dem alle ohne Gewichts­klas­sen­än­de­rung durch waren, wag­ten es die meis­ten zu früh­stü­cken.

Die Wett­kämp­fe wur­den im rie­si­gen „Pala­cio Muni­ci­pal de Depor­tes Vis­ta Alegre” (Städ­ti­scher Sport­pa­last „Fröh­li­che Aus­sicht”), in dem eine Hal­le mit 3.500 Sitz­plät­zen und ein Schwimm­bad unter­ge­bracht sind, auf fünf Wett­kampf­flä­chen mit dem elek­tro­ni­schen Wes­ten­sys­tem von Dae do aus­ge­tra­gen.

Halle für die Open de Andalucía 2013, Innenraum

Nicht nur für die Senio­ren, son­dern auch für alle ande­ren Alters­klas­sen kamen die soge­nann­ten olym­pi­schen Gewichts­klas­sen zur Anwen­dung. Dabei wer­den nur halb so vie­le Gewichts­klas­sen wie üblich ange­bo­ten, indem jeweils zwei zu einer zusam­men­ge­fasst wer­den.

Chamutal Castaño und Sebil Kaya bei den Open de Andalucía 2013 in Córdoba

Für die Zuschau­er war der Ein­tritt frei und auch die Zugangs­kon­trol­len zum Innen­be­reich der Hal­le waren äußerst dezent. Pro Kampf­flä­che war nur ein Moni­tor ange­bracht, also konn­te der Punk­te­stand nur von der einen Tri­bü­nen­sei­te ein­ge­se­hen wer­den. Da die aktu­el­len Kampf­num­mern nicht auf einem eige­nen Bild­schirm ange­zeigt wur­den, son­dern statt­des­sen die Sport­ler über die, wie üblich nicht all­zu gut ver­steh­ba­re, Laut­spre­cher­an­la­ge auf­ge­ru­fen wur­den, muss­te immer wie­der auf den Punkt­an­zei­ge­mo­ni­to­ren nach­ge­se­hen wer­den, um die eige­nen Kämp­fe nicht zu ver­pas­sen. Die Wes­ten­far­be muss­te aus der Posi­ti­on des Namens auf den aus­hän­gen­den Pool­lis­ten geschlos­sen und gemerkt wer­den. Eine gro­be Kon­trol­le auf Voll­stän­dig­keit der Schutz­aus­rüs­tung wur­de direkt an der Wett­kampf­flä­che beim Anle­gen der elek­tro­ni­schen Wes­ten durch­ge­führt. Die Iden­ti­tät der Sport­ler wur­de dabei (gele­gent­lich) nur durch Abfra­gen des Namens geprüft, Aus­weis, ID-Kar­te oder TKD-Pass waren nicht erfor­der­lich. Auch auf den Punkt­an­zei­ge­mo­ni­to­ren an den Wett­kampf­flä­chen wur­den die Namen der Sport­ler nicht ange­zeigt, also blieb nur zu hof­fen, dass nichts ver­tauscht und der rich­ti­ge Wett­kämp­fer als Gewin­ner ermit­telt wur­de.

Kevin Rasch bei den Open de Andalucía 2013

Die sehr locke­ren Kon­trol­len setz­ten vor­aus, dass sich alle ehr­lich und fair ver­hiel­ten und wie es sich zeig­te, war dies auch der Fall. Ins­ge­samt trug die­ses Vor­ge­hen zu einer sehr ange­neh­men, freund­lich-ent­spann­ten Atmo­sphä­re ohne Strei­te­rei­en und Geschrei bei.

Die Kampf­rich­ter aller­dings waren sehr streng und genau. Aber auch hier bot sich ein für uns abso­lut unge­wohn­tes Bild. Außer dem Kampf­rich­ter in der Mit­te gab es nur einen wei­te­ren, sich hin­ter ihm an der Grund­li­nie bewe­gen­den, Wer­tungs­rich­ter – statt der bei uns und bei inter­na­tio­na­len Tur­nie­ren übli­chen drei Kampf­rich­ter an den Mat­ten­ecken, die das, die elek­tro­ni­schen Wes­ten ergän­zen­de, Drü­ck­er­sys­tem bedie­nen. Der zusätz­li­che Kampf­rich­ter zeig­te rela­tiv zuver­läs­sig die Kopf­tref­fer und vor allem äußerst kor­rekt die Anzahl der Zusatz-Punk­te auf­grund von Dreh­tech­ni­ken an, was sich als durch­aus zeit­spa­ren­de Metho­de erwies.

Über das Abschnei­den unse­rer Sport­ler bei der drei­tä­gi­gen Grand Prix Pre­mie­re hielt uns Tay­fun per SMS auf dem Lau­fen­den.

Yunus Emre und Hasan Ahmed Koca bei den Open de Andalucía 2013

Die Open de Anda­lucía ver­lie­fen für uns sehr erfolg­reich.

Vanes­sa und Kevin hat­ten vier, alle ande­ren jeweils drei Kämp­fe.

Sebil konn­te die bei­den ers­ten klar für sich ent­schei­den, obwohl sie im zwei­ten bereits erheb­lich unter Schmer­zen auf­grund ihres ver­letz­ten Zehs litt. Trotz­dem trat sie auch im Fina­le wie­der an und stand es mit dem ihr eige­nen Kampf­geist bis zum Schluss­stand von 7:6 durch.

Cha­mu­tal hat­te zwar nicht mit Schmer­zen aber mit ziem­li­chen Kon­di­ti­ons­pro­ble­men zu kämp­fen, bedingt durch ihren Trai­nings­rück­stand nach ihrer mehr­mo­na­ti­gen Ver­let­zungs­pau­se. Den ers­ten Kampf gewann sie zwar noch vor­zei­tig, aber bereits im zwei­ten ließ sie stark nach. Auf­grund eines deut­li­chen Vor­sprungs zu Beginn konn­te sie ihn aber den­noch klar für sich ent­schei­den.

Beim drit­ten Kampf ver­hielt sich Cha­mu­tal dann kom­plett pas­siv. Ihre mit letz­ter Kraft durch­ge­führ­te 20-sekün­di­ge Schluss­of­fen­si­ve reich­te schließ­lich nicht mehr, um ihren Rück­stand voll­stän­dig auf­zu­ho­len und so muss­te sie sich mit 5:7 geschla­gen geben.

Anna-Lena Frömming und Vanessa Killisperger bei den Open de Andalucía 2013

Vanes­sa domi­nier­te ihre Gewichts­klas­se kom­plett. Nach­dem sie drei Kämp­fe vor­zei­tig gewon­nen hat­te, wur­de uns mit­ge­teilt, dass ihre Final­geg­ne­rin ver­let­zungs­be­dingt nicht antre­ten wür­de.

Yunus konn­te die bei­den ers­ten Kämp­fe vor­zei­tig gewin­nen, bevor er auf einen eben­bür­ti­gen Geg­ner traf und schließ­lich das hoch­klas­si­ge Fina­le mit 8:9 ver­lor.

Kevin, der wegen der olym­pi­schen Ein­tei­lung als ein­zi­ger in einer deut­lich höhe­ren Gewichts­klas­se als gewohnt antre­ten muss­te, unter­lag lei­der gleich sei­nem ers­ten Geg­ner nach einem sehr gutem Kampf mit 12:13.

Hasan schließ­lich konn­te trotz star­ker Kon­kur­ren­ten in allen sei­nen drei Kämp­fen die Ober­hand behal­ten.

Team von Taekwondo Özer für die Open de Andalucía 2013 mit den Medaillen
Hasan Ahmed Koca bei der Siegerehrung der Open de Andalucía 2013

Im Anschluss an die Wett­kämp­fe, die genau dem Tur­nier-Zeit­plan ent­spre­chend pünkt­lich ende­ten, wur­de die Sie­ger­eh­rung vor­ge­nom­men.

Vanessa Killisperger, Sebil Sara Kaya und Chamutal Castano mit ihren Medaillen bei den Open de Andalucía 2013

Ein­mal Gold und ein­mal Sil­ber reich­ten zwar nicht für einen Platz auf dem Trepp­chen in der Her­ren­wer­tung, aber unse­re drei Wett­kämp­fer tru­gen damit genug Medail­len bei, um Tae­kwon­do Özer auch in der Gesamt-Mann­schafts­wer­tung den drit­ten Platz zu sichern.

Der ers­te Platz war in allen drei Mann­schafts­ka­te­go­rien für das mit Abstand größ­te Team der Anda­lu­si­schen Tae­kwon­do Föde­ra­ti­on reser­viert.

Mannschaftswertung der Damen bei den Open de Andalucía 2013 in Córdoba

Platz zwei beleg­te bei den Damen und in der Gesamt­wer­tung die Madri­der Tae­kwon­do Föde­ra­ti­on, bei den Her­ren der Ver­ein TKD Mairena aus Sevil­la.

Das Team von Taekwondo Özer mit dem Team des Andalusischen Verbandes bei den Open de Andalucía 2013 in Córdoba

Der drit­te Platz in der Her­ren­wer­tung ging an Olym­pic Art aus Mála­ga.

Abendessen in Córdoba

Nach dem Abend­essen folg­te noch als letz­ter Pro­gramm­punkt des Tages eine nächt­li­che Stadt­rund­fahrt durch das auf­grund der all­ge­gen­wär­ti­gen äußerst auf­wän­di­gen Weih­nachts­de­ko­ra­ti­on hell erleuch­te­te Cór­do­ba.

Nächtliche Stadtrundfahrt duch Córdoba - Bild 2



Nächtliche Stadtrundfahrt duch Córdoba - Bild 1



Anna-Lena Frömming beim Stadtbummel durch Córdoba

Der Sonn­tag stand dann bei ange­nehm früh­lings­haf­ten Tem­pe­ra­tu­ren um die 20 Grad ganz im Zei­chen von Sight­see­ing, Kul­tur und Shop­ping. Bei einem gemein­sa­men Stadt­bum­mel mit unse­rem Gast­ge­ber erfuh­ren wir viel über die Geschich­te der Stadt, das heu­ti­ge Lebens­ge­fühl in Anda­lu­si­en sowie Unter­schei­de zu und Ähn­lich­kei­ten mit Deutsch­land.

Cór­do­ba war nach der Erobe­rung durch die Mau­ren im Jahr 711 Haupt­stadt des mus­li­misch beherrsch­ten größ­ten Teils der ibe­ri­schen Halb­in­sel. Das anfangs unter dem Namen al-Anda­lus bekann­te Reich wur­de spä­ter vom Emi­rat von Cór­do­ba und schließ­lich vom Kali­fat von Cór­do­ba beerbt.

Statue des jüdischen Philosophen und Dichters Solomon ben Jehuda ibn Gabirol
Sta­tue des jüdi­schen Phi­lo­so­phen und Dich­ters Solo­mon ben Jehu­da ibn Gab­i­rol

Im 10. Jahr­hun­dert war das heu­te etwa 300.000 Ein­woh­ner zäh­len­de Cór­do­ba mit unge­fähr 500.000 Bür­gern die größ­te und wohl­ha­bends­te Stadt der bekann­ten Welt sowie ein füh­ren­des kul­tu­rel­les und wis­sen­schaft­li­ches Zen­trum.

Zu die­ser Zeit leb­te fast die Hälf­te aller Juden im mus­li­mi­schen Spa­ni­en. Die mehr als fünf­hun­dert Jah­re des meist fried­li­chen Zusam­men­le­bens zwi­schen Mos­lems, Juden und Chris­ten mit der dar­aus resul­tie­ren­den Blü­te­zeit der ara­bi­schen und jüdi­schen Kul­tur, der Phi­lo­so­phie und der Medi­zin wur­den 1236 durch die Recon­quis­ta, die Rück­erobe­rung Spa­ni­ens durch die christ­li­chen Köni­ge, been­det. Juden wie Mos­lems wur­den danach zwangs­chris­tia­ni­siert, ver­trie­ben oder getö­tet.

Zahl­rei­che geschicht­lich bedeu­ten­de Bau­wer­ke zeu­gen noch heu­te von Cór­do­bas gro­ßer und rei­cher Ver­gan­gen­heit. Das wich­tigs­te ist sicher­lich die ein­zig­ar­ti­ge Mez­qui­ta-Cate­dral. 785 wur­de mit dem Bau der gewal­ti­gen und präch­ti­gen Haupt-Moschee des mau­ri­schen Rei­ches begon­nen.

Tor an der Westwand der Mezquita-Catedral in Córdoba
Tor an der West­wand der Mez­qui­ta-Cate­dral

Nach 200 Jah­ren war sie zur größ­ten Mosche der Welt erwei­tert wor­den. Direkt nach der Recon­quis­ta wur­de die Moschee zur christ­li­chen Kir­che umge­wid­met. In den ers­ten drei­hun­dert Jah­ren wur­den nur gerin­ge Umbau­ten vor­ge­nom­men, dann wur­de aber ein Teil der Säu­len­hal­le abge­ris­sen und in über 200 Jah­ren ein goti­scher Kir­chen­bau inmit­ten der Moschee errich­tet.

Karl V., Kai­ser des hei­li­gen römi­schen Rei­ches und König von Spa­ni­en, soll beim Anblick des Ergeb­nis­ses gesagt haben, dass etwas erbaut wur­de, was es andern­orts schon gab, dafür aber etwas zer­stört wor­den war, das ein­ma­lig in der Welt war.

Mezquita-Catedral in Córdoba
Mez­qui­ta-Cate­dral

Aber auch in ihrer ver­än­der­ten Form beein­druckt die unver­gleich­li­che Mez­qui­ta-Cate­dral, die auch heu­te noch zu den größ­ten Got­tes­häu­sern der Erde zählt, mit ihrer erha­be­nen Schön­heit.

Blick von der Römischen Brücke auf die Mezquita-Catedral in Córdoba
Römi­sche Brü­cke „Puen­te Vie­jo” und Mez­qui­ta-Cate­dral
Torre de la Calahorra in Córdoba
Wach­turm „Tor­re de la Cala­hor­ra”

Den bes­ten Blick auf das zum Welt­kul­tur­er­be erklär­te his­to­ri­sche Zen­trum von Cór­do­ba hat man wohl vom Puen­te Vie­jo, einer Brü­cke aus der Römer­zeit, die 45 v. Chr. erbaut und ca. 1000 Jah­re spä­ter von den Kali­fen von Cór­do­ba erneu­ert und mit einem Wach­turm zum Schutz des Stadt­zu­gangs ver­se­hen wur­de.

Zum his­to­ri­schen Ensem­ble zäh­len auch der Alcá­zar de los Reyes Cris­tia­nos, ein burg­ar­tig befes­tig­tes Schloss mit einer weit­läu­fi­gen Gar­ten­an­la­ge, das nach der Recon­quis­ta als Resi­denz der christ­li­chen Köni­ge auf den Rui­nen eines alten ara­bi­schen Schlos­ses errich­tet wur­de,

Alcázar de los Reyes Cristianos in Córdoba
Alcá­zar de los Reyes Cris­tia­nos
Judería von Córdoba
Jude­ría

und die Jude­ría, der Teil der Alt­stadt, der frü­her haupt­säch­lich von Juden bewohnt wur­de.

Deren weiß­be­mal­te Häu­ser mit ihren engen Gas­sen beher­ber­gen heu­te zahl­lo­se Restau­rants und Bars, aber auch die ein­zi­ge der ehe­mals ca. 300 Syn­ago­gen Cór­do­bas, die nicht nach der Recon­quis­ta zer­stört wor­den ist. Heu­te ist sie auch die ein­zi­ge Syn­ago­ge ganz Anda­lu­si­ens und eine von ins­ge­samt nur drei erhal­te­nen his­to­ri­schen Syn­ago­gen in Spa­ni­en.

Tor an der Mezquita-Catedral in Córdoba
Tor an der Mez­qui­ta-Cate­dral

Der Bevöl­ke­rungs­an­teil von Men­schen mus­li­mi­schen oder jüdi­schen Glau­bens ist im heu­ti­gen Spa­ni­en im Ver­gleich zu Deutsch­land oder ande­ren mit­tel­eu­ro­päi­schen Staa­ten ver­schwin­dend gering, er beträgt weni­ger als 1 %. Die meis­ten davon sind arbeits­su­chen­de Ein­wan­de­rer aus den Län­dern Nord­afri­kas.

Den Rück­rei­se­tag am Mon­tag nutz­ten wir zur Besich­ti­gung Málagas, mit fast 600.000 Ein­woh­nern die zweit­größ­te Stadt Anda­lu­si­ens sowie die sechst­größ­te Spa­ni­ens.

Olivenhain in Andalusien

Mehr als 13 Mil­lio­nen Men­schen lan­den jähr­lich auf dem Flug­ha­fen Mála­ga-Cos­ta del Sol, dem viert­größ­ten der ibe­ri­schen Halb­in­sel nach Madrid, Bar­ce­lo­na und Pal­ma de Mal­lor­ca. Er soll auf­grund der immer noch stark wach­sen­den Anzie­hungs­kraft des Südens Spa­ni­ens auf den inter­na­tio­na­len Tou­ris­ten­strom auf eine Kapa­zi­tät von 30 Mil­lio­nen Pas­sa­gie­ren aus­ge­baut wer­den.

Málaga, Blick auf Stierkampfarena und Hafen
Mála­ga

Wir began­nen unse­re Tour an einem hoch gele­ge­nen Aus­sichts­punkt, der einen atem­be­rau­ben­den Blick über die direkt am Mit­tel­meer an einer von Ber­gen umge­be­nen Bucht gele­ge­ne Groß­stadt bot. Beson­ders spek­ta­ku­lär war dabei die Sicht auf die 14.000 Sitz­plät­ze bie­ten­de und damit zu den größ­ten Spa­ni­ens zäh­len­de Stier­kampf­are­na mit den direkt benach­bar­ten Hoch­häu­sern und dem Hafen im Hin­ter­grund.

Málaga
Yunus Emre Koca, Hasan Ahmed Koca und Kevin Rasch beim Spaziergang durch Málaga

Der anschlie­ßen­de Spa­zier­gang durch die Innen­stadt Málagas führ­te uns in die pul­sie­ren­de Fuß­gän­ger­zo­ne aber auch zum alten Orts­kern mit sei­nen Zeug­nis­sen aus der Zeit der Phö­ni­zi­er, Römer und Mau­ren.

Amphitheater und Alcazaba in Málaga
Amphi­thea­ter und Alcaza­ba

Dort liegt direkt neben den Rui­nen des römi­schen Amphi­thea­ters die Alcaza­ba, eine weit­läu­fi­ge, sich an den Berg­hang schmie­gen­de, mau­ri­sche Fes­tung aus dem 11. Jahr­hun­dert, errich­tet auf den Über­res­ten einer phö­ni­zi­schen Palast­an­la­ge.

Kathedrale von Córdoba
Kathe­dra­le von Mála­ga

Zu Málagas wich­tigs­ten Tou­ris­ten­at­trak­tio­nen zäh­len außer­dem die Kathe­dra­le, die nach der Recon­quis­ta über der zer­stör­ten Groß­mo­schee errich­tet wur­de, sowie das Geburts­haus von Pablo Picas­so.

Hasan Ahmed Koca, Kevin Rasch und Yunus Emre Koca am Strand von Benalmádena

Nach der Besich­ti­gung Málagas blieb noch etwas Zeit für einen Aus­flug an den Strand des nahe­ge­le­ge­nen Tou­ris­ten­or­tes Ben­al­má­de­na, des­sen zu den bes­ten Mari­nas der Welt zäh­len­der Sport­ha­fen Platz für ca. 1000 Yach­ten bie­tet.

Am Abend ging es dann schließ­lich zum Flug­ha­fen, um die Heim­rei­se anzu­tre­ten. Gleich bei unse­rer Ankunft erfuh­ren wir, dass der Flug über eine Stun­de Ver­spä­tung haben wür­de. Im Lau­fe des Abends ver­schob sich die geschätz­te Start­zeit immer wei­ter nach hin­ten.

Yunus Emre Koca, Hasan Ahmed Koca und Kevin Rasch beim Essen in Málaga

Auf Rück­fra­ge wur­de mit­ge­teilt, dass unser Flug­zeug aus Hel­sin­ki kom­men soll­te, dort aber in einem Schnee­sturm fest­sit­ze. Als es dann end­lich die Start­ge­neh­mi­gung erhielt, war die zuläs­si­ge Arbeits­zeit des Bord­per­so­nals lei­der schon so weit aus­ge­schöpft, dass Mála­ga nicht mehr erreicht wer­den konn­te. Bei einer Zwi­schen­lan­dung in Ali­can­te muss­te des­halb die gesam­te Crew aus­ge­tauscht wer­den. Bis wir schließ­lich Rich­tung Nürn­berg, wohin unse­re Maschi­ne wegen des Nacht­flug­ver­bots am Mün­che­ner Flug­ha­fen umge­lei­tet wor­den war, abho­ben, hat­ten wir ins­ge­samt 5 Stun­den Ver­spä­tung. Mit der Lan­dung kurz vor 2 Uhr nachts war die Rück­rei­se für die Nürn­ber­ger vor­über, die Röthen­ba­cher, die Treucht­lin­ger und vor allem die Augs­bur­ger hat­ten aber noch eine mehr oder weni­ger lan­ge Auto­fahrt vor sich.

Alcázar de los Reyes Cristianos in Córdoba - Bild 2
Alcá­zar de los Reyes Cris­tia­nos in Cór­do­ba

Wäh­rend der drei Tage gab es viel Gele­gen­heit zu einem aus­führ­li­chen Mei­nungs­aus­tausch und zum Bespre­chen der Optio­nen für eine zukünf­ti­ge Zusam­men­ar­beit. Und natür­lich wur­den auch die kul­tu­rel­len Aspek­te eines Aus­tausch­pro­gram­mes dis­ku­tiert.

Nach Gesprä­chen über die Mög­lich­kei­ten der Koope­ra­ti­on mit der Anda­lu­si­schen Tae­kwon­do Föde­ra­ti­on im Rah­men von gemein­sa­men Lehr­gän­gen und Trai­nings­auf­ent­hal­ten, wur­de das Ange­bot der Zusam­men­ar­beit mit dem wohl erfolg­reichs­ten Ver­ein Spa­ni­ens, Natu­ral Sports aus Gali­ci­en, der seit sie­ben Jah­ren bei der spa­ni­schen Ver­eins­meis­ter­schaft nicht zu schla­gen ist, und sei­nem vor eini­gen Mona­ten gegrün­de­ten anda­lu­si­schen Able­ger erör­tert. Natu­ral Sports ist ein sehr gro­ßer Ver­ein, der sei­ne Mit­tel nicht nur zur För­de­rung des Sports nutzt, son­dern zum Bei­spiel auch, um im Zusam­men­hang mit dem Auf­bau von Tae­kwon­do-Schu­len in weni­ger begüns­tig­ten Regio­nen der Welt den Men­schen Mög­lich­kei­ten auf­zu­zei­gen, Wege aus dem Kreis­lauf von Armut, Dro­gen und Gewalt zu fin­den.

Statue des zweiten Kalifen von Córdoba al-Hakam II.
Sta­tue des zwei­ten Kali­fen von Cór­do­ba al-Hakam II.

Schu­li­scher und uni­ver­si­tä­rer Aus­tausch im Zusam­men­hang mit Tae­kwon­do ist eines der The­men, die gemein­sam ange­gan­gen wer­den sol­len. Nicht erst seit den Zei­ten extrem hoher Jugend­ar­beits­lo­sig­keit legt die spa­ni­sche Tae­kwon­do Föde­ra­ti­on sehr gro­ßen Wert dar­auf, Tae­kwon­do als Chan­ce für Aus­bil­dung und beruf­li­che Kar­rie­re zu nut­zen, ins­be­son­de­re wer­den Sti­pen­di­en an Sport- und Bil­dungs­zen­tren ange­bo­ten. Der Erfolg die­ser Maß­nah­men lässt sich dar­an erken­nen, dass, anders als in Deutsch­land, die meis­ten Ath­le­ten des spa­ni­schen Natio­nal­ka­ders Stu­den­ten sind.

Alcázar de los Reyes Cristianos von Córdoba - Bild 3
Alcá­zar de los Reyes Cris­tia­nos in Cór­do­ba

Der von herz­li­cher Gast­freund­schaft, ange­reg­ten Gesprä­chen und gemein­sa­mem Bewun­dern des beein­dru­cken­den Kul­tur­reich­tums gepräg­te Aus­flug nach Anda­lu­si­en wird uns äußerst posi­tiv in Erin­ne­rung blei­ben.

Für Vanes­sa brach­te er zudem ein sehr emo­tio­na­les Wie­der­se­hen mit dem Teil ihrer Fami­lie, der aus Cór­do­ba stammt, mit sich. So konn­te sie zum ers­ten Mal seit vie­len Jah­ren unter ande­rem ihre Groß­mutter und ihre Paten­tan­te in die Arme schlie­ßen.

Vanessa Killisperger mit Familienangehörigen aus Córdoba

Ein Gegen­be­such der Anda­lu­si­er in Nürn­berg ist ent­we­der zu den Ger­man Open oder even­tu­ell auch zu den Bava­ria Open geplant.

Im Som­mer wer­den wir dann vor­aus­sicht­lich nach Gali­ci­en fah­ren, um im an der Atlan­tik­küs­te gele­ge­nen Urlaubs­ort Ribei­ra am „Sue­ño Olím­pi­co” (Olym­pi­scher Traum), einem von Natu­ral Sport orga­ni­sier­ten, in Spa­ni­en schon legen­dä­ren, ein­wö­chi­gen Tae­kwon­do-Som­mer­camp mit hoch­ka­rä­ti­gen inter­na­tio­na­len Refe­ren­ten, teil­zu­neh­men.

Vanessa Killisperger, Anna-Lena Frömming, Sebil Sara Kaya und Chamutal Castano mit Manuel Hidalgo

Wir freu­en uns sehr auf die wei­te­re Zusam­men­ar­beit mit unse­ren spa­ni­schen Freun­den, sowohl auf Föde­ra­ti­ons- als auch auf Ver­eins­ebe­ne, und die Chan­cen, die sich dadurch für die sport­li­che, kul­tu­rel­le und per­sön­li­che Ent­wick­lung unse­rer Mit­glie­der erge­ben. Sicher wer­den sich dar­aus auch eini­ge dau­er­haf­te Freund­schaf­ten ent­wi­ckeln, auf jeden Fall aber wird der Aus­tausch allen Teil­neh­mern hel­fen, ihren Hori­zont zu erwei­tern, und sie durch wert­vol­le neue Erfah­run­gen berei­chern.

Foto­al­bum von Anrei­se und 1. Tag (Wett­kampf ) auf der Face­book-Sei­te von Tae­Kwon­Do Özer

Foto­al­bum vom 2. Tag (Besich­ti­gung von Cór­do­ba) auf der Face­book-Sei­te von Tae­Kwon­Do Özer

Foto­al­bum vom 3. Tag (Besich­ti­gung von Mála­ga) auf der Face­book-Sei­te von Tae­Kwon­Do Özer

Open de Anda­lucía 2013 in Cór­do­ba, Spa­ni­en, am Sams­tag, 14.12.2013:

Sebil KayaJBw-421. Platz
Cha­mu­tal Cas­ta­ñoJBw-482. Platz
Vanes­sa Kil­li­sper­ger Cue­vas (Kampf­kunst-Schu­le Klöt­zel)JAw-551. Platz

Yunus KocaJAm-482. Platz
Kevin RaschJAm-55-
Hasan KocaH‑581. Platz

(13.01.2014 Alfred Cas­ta­ño)

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