Emre Tepe erkämpft sich Sil­ber bei der U15-EM 2018

Emre Tepe mit seiner Silber-Medaille bei der U15-EM 2018

Herz­li­chen Glück­wunsch an Emre zu EM-Sil­ber!

Nach vier Sie­gen muss­te sich unser Ver­eins­mit­glied Emre Can Tepe bei der Kadet­ten-Euro­pa­meis­ter­schaft 2018 im spa­ni­schen Urlaubs­re­sort Mari­na D’Or erst im Fina­le geschla­gen geben und beleg­te somit den zwei­ten Platz.

Emre Tepe und David Phillips bei der Siegerehrung der U15-EM 2018
Emre und David bei der Sie­ger­eh­rung

Wäh­rend er im Auf­takt­kampf noch recht ner­vös agier­te, fand Emre im zwei­ten Kampf zu sei­ner Form. Als es danach im Vier­tel­fi­na­le um einen Medail­len­platz ging, lie­fer­te er gegen Oğuz­han Kılı­ç­ka­ya aus der Tür­kei, der als einer der Top-Favo­ri­ten gehan­delt wur­de, eine wahr­haft groß­ar­ti­ge Leis­tung ab. Bei­de Ath­le­ten schenk­ten sich nichts und kämpf­ten auf sehr hohem Niveau. Gegen Ende wur­de Emre – den Sieg vor Augen – aber noch leicht­sin­nig, ja gera­de­zu über­mü­tig. Nach eini­gen kal­ku­lier­ten Straf­punk­ten zum Bei­spiel für das Ver­las­sen der Mat­te, um Tref­fern zu ent­ge­hen, han­del­te er sich kurz vor Schluss auf­grund einer unan­ge­brach­ten Ges­te, die sei­nen Geg­ner pro­vo­zie­ren soll­te, einen wei­te­ren Gam-jeom ein. Zum Glück hat­te er sich aber nicht ver­rech­net und sein Vor­sprung reich­te bis zum Schluss-„Gong“.
Das anschlie­ßen­de Halb­fi­na­le brach­te er dann rou­ti­niert und über­le­gen nach Hau­se (aller­dings brach er sich dabei, wie sich spä­ter her­aus­stell­te, einen Mit­tel­hand­kno­chen), um schließ­lich in einem rein deut­schen Fina­le auf sei­nen Freund Phil­lip Davids zu tref­fen. Der gran­dio­se und mit­rei­ßen­de Kampf blieb bis zuletzt extrem span­nend. Er gip­fel­te in einem furio­sen End­spurt, bei dem Emre drei Sekun­den vor Schluss mit einem Punkt in Füh­rung ging, bevor Phil­lip in der letz­ten Sekun­de den Gegen­tref­fer anbrin­gen und sich somit mit dem hauch­dün­nen Vor­sprung von nur einem Punkt bei einem End­stand von 26:27 den Titel sichern konn­te. Da Emre den Sieg schon in Hän­den geglaubt hat­te, folg­te auf sei­nen kur­zen Jubel tie­fe Ent­täu­schung. Er benö­tig­te eini­ge Zeit, die­ses Wech­sel­bad der Gefüh­le zu ver­ar­bei­ten, aber am nächs­ten Tag saßen die bei­den Freun­de wie­der ein­träch­tig neben­ein­an­der auf den Zuschau­er­rän­gen.

Emre Tepe und Phillip Davids als Zuschauer bei der Kadetten-EM 2018
Emre und David – Top-Ath­le­ten und gute Freun­de
Emre gelang damit nach sei­nem drit­ten Platz im Vor­jahr das sel­te­ne „Kunst­stück“, bei zwei auf­ein­an­der fol­gen­den Euro­pa­meis­ter­schaf­ten Medail­len zu holen. Wie schwer dies ist, lässt sich am lei­der wesent­lich weni­ger erfreu­li­chen Ver­lauf des Tur­niers für unser zwei­tes für die­se EM nomi­nier­tes Ver­eins­mit­glied, Roja Rezaie, erken­nen. Mit dem kla­ren Anspruch nach Spa­ni­en gereist, ihren 2017 exakt nach Plan her­aus­ge­ar­bei­te­ten sou­ve­rä­nen Sie­ges­zug zum Titel zu wie­der­ho­len, muss­te sich Roja nach vor­zei­ti­gen Sie­gen in ihren ers­ten bei­den Kämp­fen im Vier­tel­fi­na­le ihrer rus­si­schen Geg­ne­rin Sophia Efa­no­va knapp geschla­gen geben.
Um bei einer Euro­pa- oder Welt­meis­ter­schaft eine Medail­le zu erkämp­fen, muss am ent­schei­den­den Tag alles stim­men. Bereits ein klei­ner Infekt oder eine leich­te Ver­let­zung kön­nen ver­hin­dern, dass die Sport­ler die Früch­te ihrer mona­te­lan­gen har­ten Arbeit ern­ten dür­fen. Her­aus­ra­gen­de Talen­te wie Roja sind zudem inter­na­tio­nal bekannt und wer­den gründ­lich stu­diert, um Gegen­mit­tel gegen ihren Kampf­stil zu fin­den. Die daher benö­tig­te Wei­ter­ent­wick­lung noch so bewähr­ter Tech­ni­ken und die als Kon­se­quenz erfor­der­li­che Varia­bi­li­tät unter Wett­kampf­druck stel­len ins­be­son­de­re so jun­ge Sport­ler vor immense Her­aus­for­de­run­gen. Roja ist ein Jahr jün­ger als Emre und hat daher im kom­men­den Jahr eine wei­te­re Chan­ce, auf Titel­jagd bei den Kadet­ten zu gehen, wäh­rend Emre 2019 ver­su­chen muss, sich in der Jugend-(U18)-Klasse durch­zu­set­zen.
Nur Arayan und Roja Rezaie mit der deutschen Fahne bei der Kadetten-EM 2018
Nur Ara­y­an und Roja Rezaie – Euro­pa­meis­te­rin­nen 2017
Auch ande­re auf­grund ihrer Erfol­ge bei den Welt­rang­lis­ten­tur­nie­ren der aktu­el­len Sai­son als kla­re Medail­len­an­wär­ter anzu­se­hen­de Deut­sche konn­ten sich nicht durch­set­zen. So zum Bei­spiel die neben Roja ein­zi­ge wei­te­re deut­sche Titel­ver­tei­di­ge­rin, Nur Ara­y­an, die bereits in ihrem ers­ten Kampf chan­cen­los aus­schied. Oder Julia Voll und Masai Stein­bach, für die über­ra­schen­der­wei­se das Tur­nier eben­falls bereits nach einem Kampf zu Ende war. Eine wei­te­re Favo­ri­tin, Esme­ral­da Huso­vic, muss­te zwar auf den erhoff­ten Titel ver­zich­ten, konn­te aber immer­hin Bron­ze holen – eben­so wie Bey­za Nur Can, die vier­te Medail­len­ge­win­ne­rin aus dem deut­schen Natio­nal­team.
Phillip Davids, Emre Tepe, Esmeralda Husovic und Beyza Can mit ihren Medaillen bei der Kadetten-EM 2018
Phil­lip, Emre, Esme­ral­da und Bey­za – die vier Medail­len­ge­win­ner aus dem Natio­nal­team
Neben Phil­lip, Emre, Esme­ral­da und Bey­za sicher­te sich noch eine wei­te­re Deut­sche einen Platz auf dem Sie­ger­trepp­chen. Die Ham­bur­ge­rin Nina Krü­ger, die sich außer­halb des Natio­nal­teams über den nicht unum­strit­te­nen President’s Cup für die Euro­pa­meis­ter­schaft in Spa­ni­en qua­li­fi­ziert hat­te und sich dort für alle ihre Mühen mit EM-Bron­ze belohn­te, war bei die­ser Euro­pa­meis­ter­schaft die ers­te Deut­sche, die sich in die Medail­len­rän­ge vor­kämpf­te. Ihr Erfolg blieb aber von den offi­zi­el­len DTU-Insti­tu­tio­nen weit­ge­hend unbe­ach­tet – durch­aus cha­rak­te­ris­tisch für ihre bis­he­ri­ge Kar­rie­re, die sie trotz zahl­rei­cher Plat­zie­run­gen bei den G‑Turnieren der letz­ten bei­den Jah­re eben­so wie dem Gewinn der deut­schen Meis­ter­schaf­ten 2017 und 2018 über­ra­schen­der­wei­se (noch) nicht bis ins Natio­nal­team geführt hat.
Nina Krüger bei der Siegerehrung der U15-EM 2018
Nina Krü­ger bei der Sie­ger­eh­rung
Auf Grund die­ser wid­ri­gen Umstän­de dürf­te ihr Weg zum Gewinn einer EM-Medail­le um eini­ges schwie­ri­ger und auf­wän­di­ger ver­lau­fen sein als der der nomi­nier­ten Sport­ler. Gera­de für sol­che Fäl­le macht der President’s Cup durch­aus Sinn, auch wenn er dem Grund­ge­dan­ken einer EM oder WM, bei denen nur die offi­zi­el­len Ver­tre­ter der teil­neh­men­den Natio­nen antre­ten soll­ten, wider­spricht. Dies miss­fällt ver­ständ­li­cher­wei­se den für die Nomi­nie­rung zustän­di­gen Gre­mi­en, da ihre Ent­schei­dungs­ho­heit durch den Euro­päi­schen Ver­band zum Teil aus­ge­he­belt wird. Wäh­rend der President’s Cup aber für Sport­ler wie Nina eine wohl­ver­dien­te Chan­ce bie­tet, sich mit den Bes­ten ihres Kon­ti­nents zu mes­sen, sowie aus sport­li­cher Sicht ein hoch­ka­rä­ti­ges Tur­nier dar­stellt und damit nicht im gerings­ten in Kon­flikt mit grund­sätz­li­chen Idea­len des Sports wie Fair­ness, Ehre und Wür­di­gung von Leis­tung steht, sorgt ein ande­res Tur­nier für pein­li­che und beschä­men­de Aus­wüch­se. Nicht nur Ver­ei­ne, die kei­ne Natio­nal­sport­ler stel­len, nut­zen den aus rein kom­mer­zi­el­ler Sicht selbst­ver­ständ­lich nach­voll­zieh­ba­ren Lock-Namen „Euro­päi­sche Club-Meis­ter­schaft“ zur unan­ge­mes­se­nen und unred­li­chen Selbst­dar­stel­lung. Sogar aner­kann­te Trai­ner, die sich durch ihre erfolg­rei­che Arbeit Respekt ver­dient haben, ver­mark­ten Plat­zie­run­gen bei dem aus sport­li­cher Sicht als Regio­nal-Wett­be­werb von nicht im gerings­ten mit einer Euro­pa­meis­ter­schaft ver­gleich­ba­ren Wert ein­zu­stu­fen­den Tur­nier als EM-Plat­zie­run­gen und sind sich nicht zu scha­de, die­se mit Medail­len bei tat­säch­li­chen Euro­pa­meis­ter­schaf­ten im glei­chen Atem­zug zu nen­nen, wobei sie nicht zu erken­nen schei­nen, dass sie die ech­ten EM-Erfol­ge ihrer Schütz­lin­ge damit nicht nur abwer­ten, son­dern rich­tig­ge­hend ent­wür­di­gen.

Emre Tepe und sein Großvater Sevket Tepe mit Emres Silber-Medaille bei der U15-EM 2018
Emre und sein stol­zer Groß­va­ter Sev­ket
Vor die­sem Hin­ter­grund kann Emres wie­der­hol­tes Errei­chen von Plat­zie­run­gen bei wah­ren Euro­pa­meis­ter­schaf­ten nicht hoch genug ein­ge­schätzt wer­den. Wir sind sehr stolz auf sei­ne Ent­wick­lung in sport­li­cher und mensch­li­cher Hin­sicht und sind davon über­zeugt, dass er – eben­so wie Roja, auch wenn sie sich die­ses Mal nicht über eine EM-Medail­le freu­en durf­te – noch eine sehr erfolg­rei­che sport­li­che Kar­rie­re vor sich hat.

Herz­li­chen Glück­wunsch an alle fünf deut­schen EM-Medail­len-Gewin­ner!


(09.12.2018 Alfred Cas­ta­ño)

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