Die Jugend-Weltmeisterschaft 2014 wurde vom 23. bis zum 26. März 2014 in der taiwanischen Hauptstadt Taipeh ausgetragen. Direkt zuvor hatte an gleicher Stelle das Taekwondo-Welt-Qualifikationsturnier für die Olympischen Jugendspiele 2014 stattgefunden. Zu beiden Turnieren waren Sportler im Alter von 15 bis 17 Jahren (U18) zugelassen.
Anders als beim Qualifikationsturnier, bei dem nur die olympischen Gewichtsklassen (halb so viele wie normal) ausgekämpft wurden und jedes Land nur sechs Teilnehmer entsenden durfte, konnten die Nationalteams bei der WM je einen Teilnehmer pro „normaler” Jugend-Gewichtsklasse, also maximal zehn weibliche und zehn männliche Sportler stellen. Während die Deutsche Taekwondo Union (DTU) bei den Damen ihr Kontingent voll ausgeschöpft hatte, konnten bei den Herren nur acht deutsche Wettkämpfer die internen Qualifikationskriterien erfüllen.
Taiwan, eine Insel vor der Südost-Küste Chinas, hat sich 1949 vom Reich der Mitte für unabhängig erklärt und zählt inzwischen zu den fünf am dichtesten bevölkerten Ländern der Erde. In der Hauptstadt Taipeh, einem der wichtigsten Wirtschaftszentren Asiens, leben ca. drei Millionen Menschen, in der zusammen mit Neu-Taipeh gebildeten Metropolregion sogar sieben Millionen. Das Klima Taiwans entspricht in etwa dem Südeuropas, lange heiße Sommer wechseln sich mit milden Wintern ab. Zur Akklimatisierung an die Zeitverschiebung, das ungewohnte Essen und das Klima flogen die Mitglieder des deutschen Teams bereits eine Woche vor dem Turnier nach Taiwan. Den Anfang machten am 13. März die sechs deutschen Teilnehmer am Olympia-Qualifikationsturnier, darunter unsere Vereinsmitglieder Ekaterina Derev und Mehmet Yorulmaz, begleitet von Jugend-Bundestrainer Marco Scheiterbauer und Physiotherapeut Armin Spies, danach folgten am 14. März unsere Vereinsmitglieder Osayd Saqr, der für die Palästinensischen Autonomiegebiete antrat, und Orçun Öztürk, der als palästinensischer Nationaltrainer fungierte, und zum Schluss traten am 16. März noch die restlichen zwölf DTU-Sportler, darunter unser Vereinsmitglied Yunus Koca, zusammen mit den Disziplinbundestrainern Nurettin Yılmaz und Özer Güleç, dem Sportdirektor Holger Wunderlich, dem Teamarzt Dr. Frank Düren und der Physiotherapeutin Julia Rocholl (geb. Klauke) die Reise nach Fernost an.
Insgesamt nahmen 778 Sportler aus 100 Ländern teil. Die Wettkämpfe wurden mit dem elektronischen Westensystem von Dae do (aber ohne den neuen elektronischen Kopfschutz) auf fünf oktogonalen Matten, von denen die mittlere erhöht angebracht war, ausgetragen und konnten per Internet-Livestream mitverfolgt werden.
Zum Auftakt des viertägigen Turniers waren Nicole Ohlmann, Ekaterina Derev, Leonie Martin, Iordanis Konstantinidis und Emre Aksu an der Reihe. Iordanis hatte sechs Kämpfe zugelost bekommen, Nicole und Emre fünf und Kati sowie Leonie vier.
Nicole, Leonie und Emre schieden gleich im ersten Kampf aus. Nicole gegen eine Chilenin, Leonie knapp gegen die Puerto-Ricanerin, die bei der Olympia-Qualifikation Kati aus dem Rennen geworfen hatte, und Emre gegen einen Koreaner. Kati konnte sich zuerst klar gegen eine US-Amerikanerin durchsetzen, musste sich dann aber in ihrem Viertelfinale gegen eine Italienerin in der Golden-Point-Runde geschlagen geben und verpasste so knapp eine WM-Medaille. Iordanis konnte seinen ersten Gegner aus Peru vorzeitig besiegen, musste im zweiten Kampf gegen einen französischen Sportler in die Golden-Point-Runde und setzte sich danach noch gegen einen Vietnamesen durch. Seinem Viertelfinal-Gegner unterlag er dann aber knapp und erreichte somit ebenfalls keinen Medaillen-Platz.
Am zweiten Tag traten Giuliana Federici, Vanessa Körndl, Yunus Koca, Daniel Chiovetta und Andreas Tausch für Deutschland sowie Osayd Saqr für die Palästinensischen Autonomiegebiete an. Yunus hatte sechs Kämpfe, Giuliana, Daniel, Andreas sowie Osayd fünf und Vanessa vier.
Yunus wurde in seinem ersten Kampf gegen einen Usbeken direkt vor Schluss in Führung liegend aufgrund vier ganzer Minuspunkte disqualifiziert. Sein Gegner erreichte später das Finale. Giuliana und Daniel konnten beide ihre ersten Kämpfe gewinnen, Giuliana gegen eine Ukrainerin durch Golden Point, Daniel gegen einen Sportler aus den Philippinen. Beide schieden dann aber in ihren zweiten Kämpfen gegen eine Kanadierin beziehungsweise einen Jordanier aus. Andreas konnte sich zweimal durchsetzen, gegen einen Marokkaner knapp, gegen einen Andorraner klar. Im Viertelfinale unterlag er dann deutlich seinem russischen Gegner.
Vanessa besiegte ihre ersten drei Gegnerinnen aus Kanada, Ägypten und Frankreich, bevor sie sich dann im Finale der Kroatin Matea Jelić klar geschlagen geben musste. Sie konnte damit Silber und die erste deutsche Medaille bei dieser Jugend-WM erkämpfen.
Osayd gewann seinen ersten Kampf gegen einen Gegner aus Französisch-Polynesien, verlor aber den zweiten gegen einen Italiener sehr deutlich.
Am dritten Tag kämpften Ela Aydın, Rhonda Nat, Pia Leonhardt, Vasileios Katsaros und Hamza Adnan Karim. Hamza wurden sechs Kämpfe zugelost, Rhonda, Pia und Vassili fünf, Ela vier. Ela verlor ihren ersten Kampf knapp gegen die Vertreterin der Türkei. Pia und Vassili konnten sich je zweimal durchsetzen, Pia gegen Gegnerinnen aus den Philippinen und aus Taiwan, Vassili vorzeitig gegen einen Slowaken und ebenfalls sehr klar gegen einen Afghanen. Beide verloren dann aber ihre Viertelfinals, Pia deutlich gegen eine Chinesin, Vassili klar gegen einen Iraner. Hamza gewann seine ersten drei Kämpfe gegen Gegner aus Spanien, dem Iran und Russland mit deutlichem Abstand, unterlag dann aber im Viertelfinale einem Sportler aus der Türkei durch Golden Point.
Rhonda konnte sich in vier Kämpfen jeweils knapp mit einem Punkt Unterschied durchsetzen, gegen ihre zweite Gegnerin aus Usbekistan erst in der Golden-Point-Runde, davor gegen eine Ukrainerin und danach gegen die europäischen Top-Athletinnen Sana Akrimi aus Frankreich und Leah Moorby aus Großbritannien. Im Finale musste sie sich ihrer iranischen Gegnerin Kimia Alizadeh klar geschlagen geben und holte somit Silber.
Am letzten Tag der WM machten schließlich noch Merve Talan, Madeline Folgmann und Mehmet Yorulmaz den Abschluss. Mehmet bekam sechs Kämpfe zugeteilt, Merve und Madeline je fünf.
Merve ist in ihrem ersten Kampf gegen eine Koreanerin vorzeitig ausgeschieden, Mehmet setzte sich gegen einen Nigerianer klar durch, verlor dann aber seinen zweiten Kampf gegen einen Afghanen.
Madeline gewann ihre ersten zwei Kämpfe gegen Gegnerinnen aus Marokko und Kasachstan. Im dritten Kampf, dem Viertelfinale, unterlag sie dann aber ihrer Gegnerin aus Kroatien.
Damit blieb es also bei den beiden Silbermedaillen für Vanessa Körndl und Rhonda Nat.
Das Gesamtergebnis von zwei Medaillen bei 18 Teilnehmern ist zwar rein zahlenmäßig eher niedrig ausgefallen, die DTU kann aber mit zweimal Silber bei einer Weltmeisterschaft trotzdem zufrieden sein. Außerdem sind weitere sieben Sportler erst im Viertelfinale ausgeschieden.
Mit Abstand am erfolgreichsten schnitten die Athleten aus dem Mutterland des Taekwondo ab: Südkorea konnte mit 3 x Gold, 3 x Silber und 4 x Bronze jeweils die meisten Medaillen von jeder Farbe verbuchen. Den zweiten Platz belegte der Iran mit 2 x Gold, 2 x Silber und 3 x Bronze vor Russland mit 2 x Gold, 2 x Silber und 2 x Bronze. Auf Platz vier und fünf folgten Großbritannien mit 2 x Gold sowie 2 x Bronze und Kroatien mit 2 x Gold. Italien holte 1 x Gold, 1 x Silber und 3 x Bronze, Spanien 1 x Gold, 1 x Silber und 2 x Bronze, Aserbaidschan 1 x Gold, 1 x Silber und 1 x Bronze. Deutschland erreichte gemeinsam mit Thailand Platz 15 und lag damit noch vor solch erfolgreichen Taekwondo-Nationen wie der Türkei und Mexiko.
Herzliche Glückwünsche an Rhonda und Vanessa zu ihren WM-Silbermedaillen!
Jugend-(U18)-Weltmeisterschaft 2014 in Taipeh, Taiwan, von Sonntag, 23.03.2014 bis Mittwoch, 26.03.2014: | ||
Kimia Alizadeh (damals Iranisches Nationalteam) | JAw-52 | 1. Platz |
Ekaterina Derev | JAw-68 | - |
Yunus Koca | JAm-48 | - |
Osayd Saqr (für die Palästinensischen Autonomiegebiete) | JAm-51 | - |
Mehmet Yorulmaz | JAm-63 | - |
Andreas Tausch (damals TSV 1865 Dachau) | JAm-73 | - |
(28.12.2014 Alfred Castaño)