Gold für Sümeyye, Silber für Rahaf und Osayd, Bronze für Anna-Lena und Rabia
Wie im Vorjahr fand das Weltranglistenturnier der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) im kleinen, ca. 150.000 Einwohner zählenden Emirat Fudschaira statt, das über den ca. 180 km entfernt gelegenen internationalen Flughafen von Dubai zu erreichen ist.
Auch wenn ihnen die Zentralregierung in Abu Dhabi in den letzten Jahren eine Straße, eine Autobahn, etliche große und moderne Moscheen, einige deutlich überdimensioniert erscheinende Stahl- und Betontürme und einen großen Container-Umschlaghafen spendiert hat, leben die meisten Menschen in dem bergigen Wüstengebiet ohne eigenes Ölvorkommen an der Küste des Golfs von Oman hauptsächlich vom Fischfang und in den wenigen Oasen vom Obstanbau.
Das soll sich nun ändern, denn über Fudschaira werden nach der Fertigstellung des seit langer Zeit wichtigsten Bauvorhabens der Emirate, einer drei Milliarden Dollar teuren Öl-Pipeline, zukünftig bis zu 70 Prozent der Ölförderung der VAE-Staaten in alle Welt verschifft. Damit wird das Risiko einer Blockade des vom Iran kontrollierten bisherigen Schifffahrtweges durch die Meerenge von Hormus umgangen und dadurch wird sich wohl das Leben im gemütlich rückständigen Emirat Fudschaira deutlich verändern. Der herrschende Scheich möchte seine Hauptstadt zu einer nicht nur für hochqualifizierte ausländische Arbeitskräfte, sondern auch für Luxustouristen attraktiven modernen Metropole machen. Bisher kamen nur selten Kulturreisende ins entlegene Emirat, um die wenigen Baudenkmäler zu bewundern, wie die aus dem 15. Jahrhundert stammende, älteste und heiligste Moschee der Emirate oder den früheren Herrschersitz, ein wie auch die Moschee gänzlich aus Lehm erbautes Fort.
An den Fujairah Open 2014, die als G1-Turnier eingestuft worden waren, nahmen insgesamt 462 Wettkämpfer aus 35 Ländern teil, 253 Senioren, 152 in der Jugend-Kategorie und 60 Kadetten. Die Teilnehmerzahlen waren somit ähnlich niedrig wie in Luxor. In der Altersklasse der Kadetten traten z.B. in den verschieden Gewichtsklassen bei den Mädchen zwischen einer und maximal vier Starterinnen und bei den Jungs zwischen einem und maximal neun Startern an.
Das Team der Deutschen Taekwondo Union (DTU), das die zeitliche Nähe der Fujairah Open zu den Luxor Open zu einer kleinen Nahost-Tour nutzte, reiste am 18. Februar, einen Tag nach dem Ende des ägyptischen G2-Turniers, bei dem die acht DTU-Athleten mit fünf Medaillen (2 x Gold, 1 x Silber und 2 x Bronze) sehr erfolgreich abgeschnitten hatten, weiter nach Dubai. Das dafür ausgewählte Top-Team setze sich aus unseren vier Vereinsmitgliedern Sümeyye Manz, Anna-Lena Frömming, Rabia Güleç und Daniel Manz (Tahir Güleç war als amtierender Weltmeister selbstverständlich ebenfalls nominiert, musste aber wegen eines Bruches am Handgelenk zu Hause bleiben) sowie weiteren vier Athleten, Sergej Kolb, Levent Tuncat, Alexander Bachmann und Volker Wodzich, zusammen.
Anna-Lena verbrachte also – bei Leistungssportlern durchaus nichts Ungewöhnliches – ihren Geburtstag während der Reise hoch über den Wolken und fern von zu Hause in Dubai.
Die Nationalmannschaft wurde von den beiden Bundestrainern Aziz Acharki (Herren) und Carlos Esteves (Damen) sowie Sportdirektor Holger Wunderlich als Head of Team begleitet. Physiotherapeut Andreas Welz war als medizinische Betreuung dabei.
Zusätzlich zu unseren Sportlern im Nationalteam flog ebenfalls am Dienstag ein kleines Team von TKD Özer nach Dubai, um bei den Fujairah Open anzutreten.
Der Vater unserer Vereinsmitglieder Rahaf, Osayd und Osama, Jihad Sakr, der viele Jahre mit seiner Familie in Dubai gelebt hatte, hatte die Organisation für das Turnier übernommen und günstige Flugtickets vermittelt.
Nach vielen Änderungen waren aus sportlichen, zeitlichen und finanziellen Gründen weder unsere ursprünglich vorgesehenen Europameister Sebil Sara Kaya und Hasan Ahmed Koca, noch der gemeldete Osama Saqr mit von der Partie.
Schließlich traten Rahaf Saqr, Burçin Kayhan, Osayd Saqr und Tayfun Yılmazer mit unserem Chefcoach Özer Güleç und Jihad Sakr als Head of Team sowie Özers Frau Hayat, die sich die Gelegenheit, einige Tage in der touristischen Traumdestination Dubai zu verbringen, nicht entgehen lassen wollte, die Reise in den Wüstenstaat an.
Außerdem hatten sich für dieses Turnier die Österreicher Natascha Mitrovits und Enes Açıkel mit ihrem Trainer Mustafa Atalar unserer Reisegruppe angeschlossen.
Am Donnerstag, dem ersten Tag der Fujairah Open, kämpfte Osayd. Er hatte drei Kämpfe zu bestreiten und gewann zwei gegen Gegner aus Jordanien und Aserbaidschan, bevor er im Finale einem weiteren Jordanier unterlag.
Am Freitag waren dann Rahaf, Sümeyye und Burçin an der Reihe. Rahaf hatte zwei Kämpfe. Den ersten gewann sie gegen ihre Gegnerin aus Kasachstan, im Finale unterlag sie dann aber einer Jordanierin und belegte wie ihr Bruder Osayd den zweiten Platz.
Sümeyye befand sich bei ihrem Comeback nach der Geburt ihrer Zwillinge weiterhin auf Erfolgskurs. Sie konnte ihre drei Kämpfe in Fudschaira gewinnen und holte nach dem zweiten Platz in Schweden und Gold in Luxor also auch bei den Fujairah Open Gold. Bei den letzten drei Turnieren verbesserte sie sich damit um insgesamt 36 Punkte auf der Weltrangliste!
Burçin bekam vier Kämpfe zugelost. Den ersten gewann sie gegen ihre Gegnerin aus Katar vorzeitig. Im zweiten traf sie dann auf die finnische Olympia-Teilnehmerin Suvi Mikkonen, verlor ihn mit 8:11 und konnte sich damit nicht unter den ersten drei platzieren.
Am Samstag, dem letzten Wettkampftag, starteten noch Anna-Lena, Rabia, Tayfun und Daniel.
Anna-Lena gewann zwei ihrer vier Kämpfe, bevor sie das Halbfinale gegen die zweifache Jugend-Europameistern (2011 und 2012) sowie Jugend-WM-Zweite 2012, Nikita Glasnovic aus Schweden, durch Golden Point verlor und damit Bronze holte. Rabia hatte drei Kämpfe, gewann den ersten, musste sich dann aber der Schweizer WM-Dritten von 2013 sowie Jugend-EM-Zweiten (2006) und ‑Dritten (2005) Nina Kläy knapp geschlagen geben und belegte damit wie Anna-Lena den dritten Platz.
Daniel hatte vier Kämpfe zugelost bekommen, unterlag aber gleich im ersten Kampf knapp dem späteren Erstplatzierten Ruebyn Richards aus Großbritannien.
Tayfun, der fünf Kämpfe hatte, verlor ebenfalls bereits seinen ersten und schied wie Daniel ohne Medaille aus.
Bei unseren beiden österreichischen Begleitern konnte Natascha Mitrovits Bronze holen, Enes Açıkel erreichte keinen Medaillenplatz.
Die DTU durfte sich über zwei weitere Goldmedaillen für Sergej Kolb und Volker Wodzich freuen. Damit holten die acht Sportler des deutschen Nationalteams wie in Ägypten wieder fünf Medaillen, konnten aber mit 3 x Gold und 2 x Bronze die sehr gute Bilanz von Luxor sogar noch steigern.
Das Team der DTU belegte in der Mannschaftswertung, bei der nur die Senioren berücksichtigt wurden, bei den Herren den zweiten Platz, bei den Damen den vierten Platz und insgesamt den dritten Platz. Das französische Nationalteam gewann alle diese Kategorien mit großem Abstand. Die Mannschaft Großbritanniens erreichte bei den Damen und in der Gesamtwertung den zweiten Platz, bei den Herren den vierten. Dritter in der Herrenwertung wurde das Team Usbekistans.
Deutsche Sportler holten drei zusätzliche Medaillen. Celine Schmidt erkämpfte sich mit einem Sieg Gold und Marvin Pelcz mit zwei Siegen Silber. Die beiden Kadetten traten für den BSV Friedrichshafen an, ebenso wie Leonie Martin, die bei der Jugend A mit einem Sieg Silber holte.
Außerdem kämpften der Tunesier Yassine Trabelsi, der nach Gold in Luxor Bronze in Fudschaira gewann, und der Senegalese Balla Dieye, der keinen Medaillenplatz erreichte, für den BSV.
Herzlichen Glückwunsch an alle Medaillengewinner, ganz besonders natürlich an Sümeyye!
Fujairah Open 2014 in Fudschaira, Vereinigte Arabische Emirate, von Donnerstag, 20.02.2014 bis Samstag, 22.02.2014: | ||
Rahaf Saqr | JAw-42 | 2. Platz |
Sümeyye Manz | D‑46 | 1. Platz |
Burçin Kayhan | D‑53 | - |
Anna-Lena Frömming | D‑57 | 3. Platz |
Rabia Güleç | D‑62 | 3. Platz |
Osayd Saqr | JAm-51 | 2. Platz |
Tayfun Yılmazer | H‑63 | - |
Daniel Manz | H‑68 | - |
(10.07.2014 Alfred Castaño)